Alternative Anlagen

Ein Balanceakt: Private Credit-Portfolios gestalten

31. Oktober 2023 | 15 Minuten Lesezeit
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Daniel Murphy
Head of Portfolio Solutions for Alternatives Capital Markets and Strategy
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Juliana Hadas
Portfolio Solutions for Alternatives Capital Markets and Strategy
Perspektiven
Dieser Artikel ist Teil unserer Perspektiven Serie
Wichtige Erkenntnisse
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Private Credit als Anlageklasse ist stark gewachsen und hat sich beständig weiterentwickelt, sodaß die Anlageklasse mehr als 1,9 Milliarden USD umfasst.
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Statt sich ausschließlich auf die Mittelwert-Varianz-Optimierung zu verlassen, sollten unserer Ansicht nach bei der Portfoliokonstruktion im Bereich Private Credit die zugrundeliegenden Renditekomponenten und Möglichkeiten zur Diversifizierung der Risikotypen berücksichtigt werden.
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Die Alpha-Variabilität zwischen den Fonds stellt dabei ein idiosynkratisches Risiko dar. Die Entscheidung, wie viele und welche Typen von Managern ausgewählt werden sollen, wird damit zu einem entscheidenden Bestandteil des Risikomanagements.

Zunehmendes, starkes Interesse an Private Credit

Von Unternehmenskreditnehmern bis hin zu Krediten, bei denen Streaming-Musiklizenzen als Sicherheit dienen: Private Credit hat sich zu einer diversifizierten Anlageklasse entwickelt, die im Vergleich zu Public Market-Krediten das Potenzial für Renditeverbesserung und Diversifikation bietet.  Seit der globalen Finanzkrise hat sich das verwaltete Vermögen von Private Credit versiebenfacht und beläuft sich derzeit auf 1,9 Billionen USD.1 Private Credit umfasst derzeit eine breite Palette von Investmentstrategien mit unterschiedlichen Risiko- und Rangstufen und bietet Engagements, die von reinen Krediten bis hin zu Lösungen reichen, die als hybride Kredit-/Eigenkapitalvehikel strukturiert sind. Letztere stehen für eine Vielzahl von zugrundeliegenden Vermögenswerten und Kreditnehmern zur Verfügung. Das Wachstum und die Entwicklung sowie die zunehmende Anerkennung der attraktiven Eigenschaften von Private Credit (u. a. eine jährliche Outperformance von 5 % gegenüber syndizierten Krediten in den letzten zehn Jahren)2 haben dazu geführt, dass Anleger dieser Anlageklasse zunehmend eine dedizierte Portfolioallokation zuweisen. Eine vor kurzem durchgeführte Studie unter institutionellen Anlegern, die ein verwaltetes Vermögen von 3 Billionen USD repräsentieren, ergab, dass sie durchschnittlich 5,7 % ihres Vermögens in Private Credit halten. Dies liegt allerdings mehr als zwei Prozentpunkte unter ihrer Zielallokation von 7,8 %.3 Wir gehen daher davon aus, dass eine zunehmende Anzahl von Anlegern diese Anlageklasse genauer in Betracht ziehen wird. Strukturell höhere Basiszinssätze im Vergleich zu den letzten fünfzehn Jahren können Private Credit-Renditen für Anleger attraktiv machen, die höhere Portfolio-Renditeziele verfolgen als traditionelle Private Credit Allokatoren (z. B. Stiftungen und Family Offices). Eine dedizierte Allokation bedarf jedoch eines strategischen Ansatzes bei der Portfoliokonstruktion, der das Engagement, die Größe und die Positionierung der Anlagen berücksichtigt.

Parallelen zwischen Public Credit und Private Credit

Private Credit-Strategien können in einem Portfolio unterschiedliche Rollen spielen, die sich an der allgemeinen Vermögensallokation orientieren. Anleger haben Zugang zu unterschiedlichen Bonitätsklassen, Risiko- und Renditezielen, Rendite- und Wachstumsprofilen und der Sensitivität gegenüber konjunkturellen Schwankungen. Sie sollten sich daher unserer Meinung nach nicht nur an einer einzigen, einseitigen Definition von Private Credit orientieren. Wir raten vielmehr zu einem detaillierteren und differenzierteren Ansatz bei der Allokation von Private Credit-Strategien.  Dieser Ansatz kann damit beginnen, einen Rahmen für die Klassifizierung der vorhandenen Anlagechancen zu schaffen. Eine Möglichkeit wäre dabei, Parallelen zwischen den Investmentstrategien von Private Credit und ihren Äquivalenten auf den Public Markets zu ziehen. Dieser Rahmen kann dazu beitragen, Portfolioeigenschaften, Funktionen und Diversifikationsansätze für ein Private Credit-Portfolio zu definieren.

Ein Rahmen für Private Credit- und Public Credit-Strategienklimabedingten Wandel

Quelle: Goldman Sachs Asset Management. Nur zur Veranschaulichung. Stand: September 2023.

Private Credit-Strategien können, basierend auf dem zugrunde liegenden Kreditnehmer und der Art der Sicherheiten, grob in drei Kategorien eingeteilt werden: Unternehmenskredite, Immobilienkredite sowie Specialty und Alternative Finance. Der Bereich Unternehmenskredite umfasst die Kreditvergabe an Unternehmen für den Betrieb oder die Geschäftsexpansion sowie an Private Equity-Manager zur Finanzierung von fremdfinanzierten Übernahmen (LBOs). Dies ist das größte Private Credit-Segment (AuM von 1,5 Billionen USD) und bildet den Kern der Private Credit-Portfolios einer Mehrheit von Anlegern.4 Immobilienkredite (AuM von 400 Milliarden USD) umfassen Kredite an Eigentümer oder Entwickler von Immobilien oder Infrastrukturanlagen für den Erwerb, die Verbesserung, die Instandhaltung (einschließlich Refinanzierung) oder die Entwicklung.5 Das dritte Segment, Specialty Finance, umfasst Nischenstrategien, die Kredite bereitstellen, die durch Ausrüstungen, künftige Ertragsströme wie Lizenzgebühren oder Pools von Finanzanlagen wie Verbraucherkredite und Finanzierungen von Anlagen besichert sind. Dieses Segment macht nur einen kleinen Teil des verwalteten Vermögens aus, aber wir sind überzeugt, dass es sich um ein wachsendes Marktsegment handelt. Durch die rasanten Innovationen in der Daten- und Finanztechnologie können Kreditgeber die oft komplexen Instrumente heute besser bewerten, zeichnen und bepreisen.

Die wichtigsten Renditekomponenten und die damit verbundenen Hauptrisiken lassen sich über das gesamte Spektrum der Private Credit-Strategien erfassen. Diese Renditekomponenten enthalten sowohl Elemente des Markt-Beta (breites Markt-Exposure) als auch das durch den Manager generierte Alpha (managerspezifische Rendite), wobei das Verhältnis auch je nach Strategie unterschiedlich ist.  Das Beta-Exposure bildet im Allgemeinen den Kern einer Allokation in eine bestimmte Anlageklasse, da es Zugang zu den gewünschten Renditequellen bietet. Alpha ist von opportunistischer Natur und hängt von der Umsetzung und der Titelauswahl des Managers ab.

Risiko- und Renditefaktoren bei Private CreditRisiko- und Renditefaktoren

Quelle: Goldman Sachs Asset Management.  Stand: September 2023. Nur zur Veranschaulichung.

Beim Basiszinssatz (in der Regel die Secured Overnight Financing Rate) handelt es sich um reines Beta – einen finanziellen Ausgleich für den Zeitwert des Geldes. Der Kreditspread über diesem Basiszinssatz enthält sowohl Beta- (Markt) als auch Alpha-Elemente (managerspezifische Prämie). Das Alpha kann sich aus speziellen Kreditparametern für komplexere Unternehmen, aus Vermögenswerten, die ein hohes Maß an Fachwissen erfordern, oder aus der Fähigkeit, Gesamtlösungen auf breiter Ebene anzubieten, ergeben. Eine Strukturierung weist ebenfalls sowohl Beta- als auch Alpha-Komponenten auf.  Beispielsweise stellen Kreditauflagen und strukturelle Schutzmaßnahmen eine Quelle für potenzielles Kredit-Alpha dar. Anlagestrukturen, die eine potenzielle Verbesserung bei den Aktienrenditen bieten, wie Optionsscheine und Wandelanleihen, sorgen für ein Beta-Exposure bei Aktien und bieten gleichzeitig Alpha-Potenzial (dies ist insbesondere bei strukturierten Lösungen der Fall). Die größte Gelegenheit für Alpha kommt letztlich von Abschreibungen bzw. deren Vermeidung. An dieser Stelle zeigt sich die Fähigkeit des Investmentmanagers, Ausfälle zu minimieren und Rückgewinnungen zu maximieren.

Beitrag der Kreditkomponenten zur Gesamtrendite und zum Risikoprofil variiert je nach StrategieGrafik der Renditetreiber und Risiken

Quelle: Goldman Sachs Asset Management. Stand: September 2023.  Nur zur Veranschaulichung.

Sich ausschließlich auf traditionelle Techniken zur Konstruktion von Mittelwert-Varianz-Portfolios zu verlassen, kann sich bei der Konstruktion von Private Credit-Portfolios als schwierig erweisen. Die Darlehen werden in der Regel bis zur Rückzahlung gehalten, und die periodischen Bewertungen liegen im Ermessen des Managers. Die zeitweise Volatilität ist also möglicherweise kein Signal für das Hauptrisiko der Anlageklasse – den Kapitalverlust. Der Mangel an historischen Daten bei einigen Specialty Finance-Strategien bedeutet, dass eine solide Risikobewertung unter Umständen nicht möglich ist. Die Renditen von Private Credit sind nicht normalverteilt, vor allem nicht bei vorrangigen Krediten, wo das Gewinnpotenzial begrenzt und die Asymmetrie eher nachteilig ist. Diese Asymmetrie wird durch das auf Fondsebene eingesetzte Fremdkapital, das von Private Credit-Fonds häufig genutzt wird, noch verstärkt. Durch den Einsatz von Hebeleffekten auf Fondsebene können Anleger darüber hinaus auf unterschiedliche Weise ein ähnliches Renditeniveau erreichen. So kann beispielsweise ein gehebelter Senior-Kreditfonds eine ähnliche Rendite erzielen wie ein ungehebelter Mezzanine-Fonds. Diese beiden Fonds hätten jedoch eine unterschiedliche Risikozusammensetzung, auch wenn eine Risikokennzahl – wie der erwartete „Value-at-Risk“ – ähnlich ausfällt. Daher können diese beiden Anlagen nicht gegeneinander ausgetauscht werden. 

Die Diversifikation über die zugrundeliegenden Risikoquellen ist unserer Ansicht nach ein wichtiger Bestandteil des Risikomanagements bei der Konstruktion von Private Credit-Portfolios. Dies schließt auch die Bewertung der Risiken der einzelnen Strategien und der Kompromisse, die der Anleger zwischen diesen Risiken eingehen möchte, ein.

Investitionen entlang der Kapitalstruktur können ein intuitiver Ansatz sein, um das zugrundeliegende Beta-Exposure zu diversifizieren.  Kredite mit guter Performance tendieren dazu, sich entsprechend dem Konjunkturzyklus zu verhalten, wobei nachrangige Kredite sensibler auf den Zyklus reagieren als vorrangige Kredite. Distressed- und opportunistische Strategien können sich antizyklisch entwickeln und in schwierigen Wirtschaftslagen eine größere Anzahl attraktiver Investmentchancen bieten. Chancen im Bereich des hybriden Kapitals unterliegen weniger dem Einfluss der Konjunkturzyklen und bieten Gelegenheiten in verschiedenen Marktumfeldern.

Eine weitere Risikomanagement-Strategie kann die Diversifikation nach Kreditnehmertypen sein. Verschiedene Arten von Sicherheiten können in einem bestimmten wirtschaftlichen Umfeld unterschiedliche Sensitivitäten aufweisen. Beispielsweise werden Immobilien- oder Infrastrukturanlagen sich nicht genau im Einklang mit dem Unternehmenszyklus bewegen. Im Bereich der Infrastruktur sind viele Vermögenswerte mit der Erbringung systemrelevanter Dienstleistungen – wie Transport, Energie und Abfallwirtschaft – befasst, die weniger sensitiv auf die Gesamtkonjunktur reagieren. Im Immobilienbereich reagiert die Nachfrage nach Mehrfamilienhäusern sensitiv auf den Zustand der Wirtschaft, aber sektorspezifische Angebotsfaktoren haben einen Teil dieser Sensitivität im aktuellen Zyklus ausgeglichen. Spezielle Sektoren wie Senioren- oder Studentenwohnungen und spezialisierte Büros für Biowissenschaften können dabei von demografischen Trends profitieren, die über den Zyklus hinausgehen. Im Bereich Specialty Finance sind viele Kredite und die ihnen zugrunde liegenden Sicherheiten aufgrund ihrer idiosynkratischen Natur weniger konjunkturanfällig und weisen geringere Korrelationen zu anderen Investmentstrategien auf.

Eine Streuung über diese drei Segmente hinweg wird jedoch nicht alle Risiken beseitigen. Die verschiedenen Strategien sind nicht vollkommen unkorreliert. Vielmehr ist die Korrelation eher als imperfekt zu bezeichnen. Einige systematische Renditetreiber, wie z. B. die allgemeine Verfügbarkeit von Krediten und die Risikobereitschaft, hängen mit der Gesamtwirtschaft zusammen und gelten daher für alle Investmentstrategien.

Umsetzung: Wie konzentriert sollten Portfolios sein?

Wenn es bei der Vermögensallokation vor allem darum geht, die gewünschten Beta-Exposures zu erreichen, sollte bei der Managerauswahl von der Strategie zur Generierung von Alpha ausgegangen werden. Die Möglichkeiten von Private Markets-Investoren, die Ergebnisse ihrer Investments nach der ersten Kapitalzusage zu beeinflussen, sind, wie sich dem Namen entnehmen lässt, begrenzt. Eine gut durchdachte Umsetzungsstrategie kann ein wichtiges Instrument des Risikomanagements darstellen.

Die meisten Anleger sind sich bewusst, dass die sorgfältige Auswahl des Investmentmanagers ein wesentlicher Faktor für die letztlichen Ergebnisse ist.  Die Manager müssen dabei verschiedene Kompetenzen mitbringen, sodass möglichst alle Kreditstrategien und Bereiche des Kreditspektrums abgedeckt werden. Ein potenzielles Alleinstellungsmerkmal ist Erfahrung, die über vollständige Marktzyklen hinweg gesammelt wurde, insbesondere in einer Anlageklasse, in der die Zahl der Manager seit der letzten Rezession erheblich gestiegen ist. Für Private Credit-Manager ist eine solche Erfahrung von Vorteil, um notleidende Kredite zu steuern und im Rahmen von Workout-Vereinbarungen neu zu verhandeln. Unter anderem kann auch die Größe des Kreditgebers dessen Verhandlungsposition in Workout-Situationen verbessern. Sie kann sich auch positiv auf die Pipelines neuer Kredittitel auswirken. Dies ist ein Faktor, der für die Aufrechterhaltung hoher Underwriting-Standards an Bedeutung gewinnen dürfte.

Was ist die optimale Managerzahl für Private Credit-Anleger? Alle Manager für Private Market Investments (Gesellschafter oder GPs) erwirtschaften im Vergleich zum Anlageuniversum positive oder negative Überschussrenditen. Ein Teil dieser Überschussrendite ist darauf zurückzuführen, dass weniger oder andere Positionen als die der Benchmark gehalten werden. Der Rest ist kompetenzbasierte, systematische Wertsteigerung (oder Wertvernichtung). Die Alpha-Variabilität zwischen den Fonds stellt dabei ein idiosynkratisches Risiko dar. Je größer die Zahl der von einem Investor eingesetzten Manager, desto besser lässt sich das idiosynkratische Risiko streuen. Diversifikation bedeutet jedoch, dass das potenzielle positive Alpha begrenzt und das potenzielle negative Alpha gemindert wird. Außerdem sind den Vorteilen einer schrittweisen Diversifikation Grenzen gesetzt. Früher oder später überwiegen die Kosten der zusätzlichen Programmkomplexität ihre Vorteile. Diese Kosten können direkte (z. B. werden bei kleineren Anlagevolumen tendenziell weniger Gebührenrabatte gewährt) oder indirekte (z. B. erfordert eine größere Anzahl von Anlagen mehr Ressourcen für die Verwaltung und Kontrolle) Kosten sein.

Zur Bewertung dieser Kosten und Vorteile sollten Anleger die Alpha- und Beta-Komponenten der zugrunde liegenden Anlagen sowie die typischen Diversifikationsansätze der Manager in Betracht ziehen.  Investoren sollten bedenken, dass die Gesellschafter die Risiko-Rendite-Ziele ihrer eigenen Portfolios und nicht die eines bestimmten Investors verfolgen. Investoren müssen dies aktiv für ihre eigenen Portfoliokonstruktionsziele berücksichtigen.

Bei vorrangigen Krediten ist ein erheblicher Teil der Rendite beta-gesteuert, wobei Zins- und Spread-Betas die Renditen dominieren. Die Minimierung der Abschreibungen ist die Hauptquelle der Alphastreuung. Das Upside-Potenzial bei der Strukturierung ist in der Regel begrenzt, und das Potenzial für Abschreibungen bedeutet, dass das Abwärtsrisiko höher sein kann als das Aufwärtsrisiko. Ein stärker diversifiziertes Portfolio kann aus Sicht des Gesellschafters ein kluger Ansatz sein. Es kann Verluste aus der Anlage in Einzelkredite abmildern und verzichtet im Gegenzug auf geringe Gewinnchancen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Fonds für vorrangige Kredite während seiner Laufzeit 50 bis 100 Positionen hält, was die Performance-Streuung auf Manager-Ebene begrenzt. Das nachstehende Diagramm zeigt die Streuung der Renditen von simulierten Portfolios mit vorrangigen Krediten, die nach dem Zufallsprinzip aus dem Universum der Fonds im Preqin-Universum für Direktkredite ausgewählt wurden. Die Streuung ist deutlich geringer als bei anderen privaten Vermögensklassen. So lag die Streuung zwischen den Quartilen bei den Senior Private Credit-Managern in den letzten zehn Jahren bei 0,1–0,3x, während sie bei den Buyout-Managern 0,7–1,1x betrug. Die Streuung bei vorrangigen Krediten nimmt deutlich ab, wenn ein Portfolio auf 5 bis 7 Fonds diversifiziert wird; darüber hinaus lassen die Diversifikationsvorteile nach. Die Streuung dieser Fondsverpflichtungen über mehrere Jahre hinweg kann ein Indikator für die Diversifikation des Exposures gegenüber verschiedenen wirtschaftlichen Umfeldern sein.  Die Daten deuten also darauf hin, dass die meisten Diversifikationsvorteile durch 1 bis 2 neue Fondsverpflichtungen pro Jahr erzielt worden wären. Allerdings ist zu bedenken, dass das günstige Kreditumfeld des letzten Jahrzehnts das Abwärtsrisiko vermutlich verringert hat. Bei den konzentrierteren Portfolios übertraf die Streuung nach oben gar die Streuung nach unten. Dies ist möglicherweise eine Funktion des Umfangs der Hebelwirkung auf Fondsebene oder des von den Fonds, die Ausreißerrenditen erzielt haben, gewählten nachrangigen/zweitrangigen Engagements sowie der Einbeziehung von Fonds mit einem Mandat für die gesamte Kapitalstruktur in das Universum der Direktkredite. In Anbetracht unserer Erwartung einer größeren Streuung nach unten in den nächsten zehn Jahren könnte es für Anleger, die sich in erster Linie auf die Begrenzung des Abwärtsrisikos bei Senior Credit-Strategien konzentrieren, ratsam sein, die Zahl der Engagements auf 2 bis 3 pro Jahr zu erhöhen.

Bei Senior Credit beginnen die Diversifikationsvorteile nach 5 bis 7 Fondsverpflichtungen zu schwindenBalkendiagramm der Diversifikation über Konten hinweg

Quelle: Preqin, Daten abgerufen im Juli 2023.  Fonds der Jahre 2009–2019, ausgenommen sind Fonds mit einem AuM von <100 Mio. USD. Nur zur Veranschaulichung.

Bei Junior Credit kann ein Investor eine größere Diversifikation auf Programmebene anstreben. Bei diesen Strategien sind die Renditetreiber zwischen Beta und Alpha ausgewogener. Das Aufwärts- und Abwärtsrisiko ist ebenfalls symmetrischer. Die Strukturierungskomponente bietet eine Chance auf positive Erträge, wobei eine nachrangige Kapitalposition potenziell größere Verluste bedeuten kann.  Auf nachrangige und opportunistische Kredite spezialisierte Fonds sind in der Regel stärker konzentriert und halten in der Regel 30 bis 60 Positionen. Diese Dynamik lässt sich durch eine Reihe von Faktoren erklären. Das Universum der nachrangigen Kreditmöglichkeiten ist kleiner als das der vorrangigen Kredite. Bei fremdfinanzierten Übernahmen (LBO) beispielsweise ist der Großteil der Fremdfinanzierung vorrangig, das heißt mit erstrangigem Recht. Bei den vorrangigen Tranchen größerer Emissionen können zwei oder drei Kreditgeber an einer einzigen Finanzierung beteiligt sein. Im Gegensatz dazu ist bei Mezzanine-Emissionen meist nur ein Kreditgeber beteiligt. Der Due-Diligence- und Strukturierungsaufwand kann bei nachrangigen und opportunistischen Krediten ebenfalls höher sein, da die Strategie mit einem höheren Risiko verbunden ist und mehr Upside bietet. Da bei diesen Strategien ein größeres Upside (Alpha) möglich ist, achten die Fondsmanager – die durch Performancevergütungen einen Anreiz erhalten – darauf, ihr Alpha-Potenzial nicht zu gefährden, indem sie sich zu sehr auf die Vermeidung von Verlusten konzentrieren. Die Diversifikation sollte sich unserer Ansicht nach auch auf eine Vielzahl von Kreditnehmertypen erstrecken. Bei nachrangigen und opportunistischen Strategien, die eine höhere Ausfallwahrscheinlichkeit haben, ist dies besonders wichtig. Eine stärker diversifizierte Kreditnehmerbasis kann das Risiko erheblicher Verluste aufgrund exogener Markt- oder Wirtschaftsfaktoren mindern. Dies bedeutet auch, dass die Allokationen in diesem Teil des Risikospektrums auf eine größere Zahl von Private Credit-Managern verteilt werden sollte.  Eine Analyse der Preqin-Fondsdaten zeigt, dass ein Portfolio von 12 Junior Credit-Fonds einen ähnlichen Grad an Streuung aufweist wie ein Portfolio von fünf Senior Credit-Fonds.6 Dies deutet auf drei bis vier neue Fondsverpflichtungen pro Jahr bei Junior Credit hin. Dies ist mehr als im Bereich Senior Credit, aber weniger als eine analoge Analyse für Private Equity-Strategien nahelegen würde. 

Aufgrund der größeren Vielfalt an Strategien, Ansätzen und Risikoprofilen bei nachrangigen Krediten im Vergleich zu vorrangigen Krediten können die Managergewichtungen je nach Strategie variieren. Dies kann sowohl vom Risikoprofil der einzelnen Strategien abhängen als auch davon, wie überzeugt ein Investor vom jeweiligen Manager ist.

Diversifikation im Bereich Junior Credit erfordert möglicherweise mehr ZusagenGrafik der nachrangigen Kredite

Quelle: Preqin, Daten abgerufen im Juli 2023.  Fonds der Jahre 2009–2019, ausgenommen sind Fonds mit einem AuM von <100 Mio. USD. Nur zur Veranschaulichung.

Die Menge der verfügbaren Daten über Kredite, die keine Unternehmenskredite sind, lässt keine ähnlich fundierte statistische Analyse zu. Anleger, die diese Strategien verfolgen, müssen möglicherweise zusätzliche Parameter berücksichtigen. So hat der Immobilienmarkt eine deutliche Neuausrichtung erlebt, mit einer Aufteilung nach Objektarten, Sektoren und Mietertypen (z. B. Unternehmen, Privatpersonen und institutionelle Nutzer). In Sektoren wie Büroimmobilien kann diese Neuausrichtung bedeuten, dass ein breites Beta-Exposure wahrscheinlich zu Verlusten führen wird. Gleichzeitig bedeutet die Aufteilung in neue, nachhaltige, digital unterstützte Anlagen und ältere Anlagen ohne diese Merkmale ein größeres Alpha-Potenzial. Ein stärker konzentriertes Portfolio von Immobilienkrediten mit einer sorgfältigen Auswahl der zugrunde liegenden Vermögenswerte ist möglicherweise besser positioniert, um Verluste zu vermeiden, als ein stärker diversifizierter, beta-orientierter Ansatz. 

Bei Specialty Credit gibt es weniger Gelegenheiten und die Fonds sind in der Regel kleiner. Viele Strategien haben ein sehr idiosynkratisches Risikoprofil und ein relativ kurzen Track Record. Bei diesen Strategien könnte eine kleinere Allokation gerechtfertigt sein. Anleger können dieses Marktsegment als „Satellitenallokation“ zur Ergänzung von Unternehmens- und Sachwertkrediten nutzen. Es handelt sich hier um einen in der Entwicklung befindlichen Teil des Marktes mit nur wenigen langfristigen Teilnehmern. Für einen Investor kann es daher in der Praxis schwierig sein, eine bestimmte Allokation auf jährlicher Basis mit Managern von institutioneller Qualität vorzunehmen.  Dies impliziert einen eher opportunistischen oder breit angelegten Ansatz, der zusätzliche Flexibilität ermöglicht.

Private Credit-Chancen entwickeln sich ständig weiter

Das Universum der Private Credit-Strategien wächst und entwickelt sich ständig weiter. Die private Finanzierung hat bei der Immobilien- und Asset-Finanzierung zunehmend an Bedeutung gewonnen. Wir glauben, dass dies Potenzial für eine weitere Segmentierung in Senior Credit und Junior Credit-Strategien oder entlang von Asset-Typen oder Anlagestilen bietet. Es hat sich mittlerweile ein aufstrebender privater Investment-Grade-Markt entwickelt, der weitgehend von Versicherungsgesellschaften getragen wird, die eine bessere Rendite für ihre hochwertigen Kreditportfolios anstreben. Neue Specialty Credit-Strategien, wie zum Beispiel die Fondsfinanzierung, haben an Bedeutung gewonnen. Andere, wie das Venture Lending, werden zunehmend als konventionelle Strategien angesehen. Da diese Strategien weiter wachsen und sich verändern, werden die Anleger ihr Rahmenwerk bezüglich ihrer Allokationen anpassen müssen, um diese neuen Chancen nutzen zu können.

1 Preqin.  AuM für Private Credit (ohne Dachfonds), Immobilien- und Infrastrukturanleihen. Stand Dezember 2022, verglichen mit Dezember 2008.

2 Cambridge Associates; Stand: 31. Dezember 2022. Die Direct-Alpha-Methode berechnet den festen Spread (Direct Alpha), der zur Gesamtrendite eines Index hinzugefügt werden müsste, damit die Cashflows der Private Market-Strategie, wenn sie zum gleichen Zeitpunkt und in gleicher Höhe wie die Private Market-Strategie in den Index investiert würden, den gleichen Restwert wie die Private Market-Strategie zum Bewertungszeitpunkt ergeben. Direct Alpha entspricht nicht der Differenz zwischen dem IRR der Private Market-Strategie und den Renditen des Index über denselben Zeitraum, da es den Zeitpunkt und den Umfang der Cashflows berücksichtigt, die im Laufe der Zeit in die Private Market-Strategie investiert und von ihr entgegengenommen wurden. Vielmehr stellt es die im Vergleich zum Index erzielte Performance nur für jenen Zeitraum dar, in dem das Kapital investiert wurde. Bei dieser Berechnung werden Hebeleffekte, Absicherungen oder andere Risikofaktoren, die in der Private Equity-Anlage enthalten sein können, nicht berücksichtigt. Im Gegensatz zu Public Equity-Investitionen sind Private Equity-Investitionen illiquide und können nicht ohne Weiteres zu ihrem angegebenen Wert verkauft werden. Ein positives direktes Alpha bedeutet eine Outperformance im Vergleich zur Indexrendite, ein negatives direktes Alpha eine Underperformance.  Direktes Alpha von Private Credit im Vergleich zum LSTA Leveraged Loan Index.

3 Preqin, wie in Goldman Sachs Global Investment Research zitiert: „Private Credit: Assessing growth opportunities for Asset Managers.“ (Private Credit: Bewertung der Wachstumschancen für Asset Manager.) Stand: Juni 2023.

4 Preqin. Stand: September 2023.

5 Preqin. Stand: September 2023. 

6 Preqin. Stand: Juli 2023.

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