Makroökonomie

Fixed Income Outlook Q3 2024

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Kay Haigh
Co-Head and Co-CIO, Fixed Income and Liquidity Solutions
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Whitney Watson
Co-Head and Co-CIO, Fixed Income and Liquidity Solutions

Solide Fundamentaldaten, enge Margen

In den Telekonferenzen zu den Finanzergebnissen von Konsumgüterunternehmen sprachen die Vorstände und CEOs zuletzt von einem wertbewussteren und selektiveren Ausgabeverhalten der Verbraucher. Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2024 – ein Jahr, nachdem die Federal Funds Rate ihren Gipfel erreicht hat – spiegelt auch unser Investmentansatz diesen Trend wider. Wir beobachten solide Fundamentaldaten für die Wirtschaft und Unternehmen. Dennoch betrachten wir das Investmentumfeld aus einer wertorientierten Perspektive: Die Spreads bei Anleihen sind eng und die politische Unsicherheit ist gestiegen. Für Fehler besteht nur wenig Spielraum.

Die gute Nachricht ist, dass die Inflation nach Rückschlägen zu Beginn des Jahres wieder wie erwartet zurückzugehen scheint. Stabile Inflationserwartungen und ein sich entspannender Arbeitsmarkt tragen dazu bei. Die niedrige Arbeitslosigkeit und das Wachstum der Realeinkommen stützen einen stetigen Konsum. Dies betrifft vor allem Ausgaben für Erlebnisse. Beim Kauf von Waren achten Verbraucher jedoch, wie bereits erwähnt, deutlich mehr auf den Wert. Das ist vermutlich eine Reaktion auf die noch spürbaren Auswirkungen der Inflation und die weniger werdenden überschüssigen Ersparnisse.

Dank günstiger Marktbedingungen konnten Unternehmen neue Schulden aufnehmen und so Refinanzierungsrisiken reduzieren. Die kräftige Aktivität bei Anleiheemissionen und der Kreditvergabe in diesem Jahr stieß auf große Resonanz bei Anlegern, die von den historisch hohen Renditen angelockt wurden. Die gute Finanzlage des Privatsektors erkennt man an den niedrigen Quoten von Zahlungsausfällen und Herabstufungen, sprich: Es besteht eine solide Grundlage für die Schuldendienstfähigkeit. Dies ist ein positives Zeichen für die Renditeaussichten von Unternehmensanleihen und verbrieften Krediten wie Collateralized Loan Obligations (CLOs) oder mit Gewerbeimmobilien besicherten Hypothekenanleihen (CMBS).

Die großen Zentralbanken lockern entweder ihre geldpolitischen Zügel oder werden bald damit beginnen. Es entsteht ein günstiges Umfeld für Anleihen.

Der vorsichtige Ansatz der Fed und das Risiko steigender Inflation durch schwächere Währungen haben jedoch zu einem langsameren Lockerungstempo in einigen Schwellenländern geführt. Die BoJ wird indes die Normalisierung ihrer Geldpolitik stetig vorantreiben. Diese Divergenz erfordert ein dynamisches Durationsmanagement und schafft spezifische Cross-Market-Chancen bei Anleihen.

Die kommenden Monate werden wahrscheinlich zeigen, wie wichtig Diversifikation zur Risikominderung, eine aktive Anleihenselektion zur Identifizierung starker Unternehmensbilanzen bzw. Staatshaushalte und Strategien zur Stärkung der Portfolioresilienz sind. Den Carry-Vorteil des US-Dollars und seinen Status als sichere Währung in Zeiten politischer Volatilität zu nutzen, ist eine Möglichkeit, die Resilienz strategisch zu erhöhen. 

Was wir beobachten

Inflation

Der Rückgang der Inflation könnte holprig bleiben. Wir achten auf Faktoren wie Rohstoffpreise und Versandkosten. Sie sind zwar hoch, aber sie wirken sich nicht mehr so stark auf die Inflation aus wie während der Pandemie. Steigende Kosten treten in der Lieferkette eher vereinzelt als durchgängig auf. Ein kritischer Punkt ist die Inflation im Dienstleistungssektor, insbesondere bei den Konsumausgaben für Erlebnisse. Der wirtschaftliche Einfluss einer Konzerttour kann beispielsweise eine Art von „Taylor-Regel“ hervorrufen. Hohe Ausgaben für Tickets, Merch und Gastgewerbe tragen zur Inflation im Dienstleistungssektor bei und beeinflussen somit die Geldpolitik. Der Begriff „Swiftanomics“, der durch den wirtschaftlichem Einfluss von Taylor Swift auf Ausgaben und Inflation entstanden ist, fasst dieses Phänomen zusammen. Es stellt sich die wichtige Frage, ob dieser Ausgabenschub ein vorübergehendes Phänomen ist, das die Zentralbanken ignorieren können. Oder ist er ein Zeichen für eine hartnäckigere Inflation im Dienstleistungssektor?

Politik

Als Anleger prognostizieren wir keine Wahlergebnisse, sondern konzentrieren uns auf den fiskal- und gesamtpolitischen Ausblick. Weltweit deuten keine politischen Entwicklungen auf eine bevorstehende fiskalische Konsolidierung hin. Das stimmt auch mit unseren Erwartungen überein, dass die Zinsstrukturkurven für Staatsanleihen aufgrund höherer Laufzeitprämien für länger laufende Anleihen steiler werden. Wir beobachten außerdem die Handels- und die Einwanderungspolitik genau. Sie können die wirtschaftliche Entwicklung in den USA beeinflussen, wo derzeit mit einer weichen Landung gerechnet wird. Die handelspolitische Unsicherheit in den USA ist auf dem höchsten Stand seit dem USA/China-Handelskrieg 2018-2019, was die Investitionstätigkeit dämpfen kann. Investments in langfristige Themen wie generative KI und Dekarbonisierung bleiben trotz politischer Veränderungen jedoch möglicherweise robust. Die politische Unsicherheit zeigt, wie wichtig Diversifikation, eine aktive Anleihenselektion und Strategien zur Stärkung der Portfolioresilienz sind. Das bedeutet, ausgewogen in Risikoanlagen und Staatsanleihen zu investieren und die Attraktivität des US-Dollars als sichere Währung zu nutzen. Außerdem können Währungsoptionen eingesetzt werden, falls die Währungsvolatilität von ihrem derzeit niedrigen Niveau steigt.

Der Konsum

Die Konsumausgaben bleiben ein entscheidender Motor des Wirtschaftswachstums. Steigende Zahlungsausfälle bei Kreditkarten und Autokrediten deuten jedoch auf finanzielle Schwierigkeiten bei manchen Kreditnehmern hin. Hohe Fahrzeugkosten und die wieder anlaufenden Rückzahlungen von Studienkrediten kommen erschwerend hinzu. 

Die Verbraucher arbeiten, verdienen und konsumieren Die Verbraucher arbeiten, verdienen und konsumieren

Quelle: Macrobond. Stand Mai 2024, außer bei Großbritannien, wo die Daten vom April 2024 sind.

Dennoch gilt es zu beachten, dass Kredite nur einen kleinen Teil der gesamten Konsumausgaben ausmachen. Insgesamt liegen die Zahlungsausfälle unter den Quoten vor der Pandemie. Hinzu kommt, dass Vermögenszuwächse und Zinserträge überwiegend auf einkommensstärkere Haushalte konzentriert sind, die traditionell eine geringere Konsumneigung aufweisen. Unternehmen werden jüngsten Kommentaren zufolge vorsichtiger gegenüber einkommensschwächeren Verbrauchern. Außerdem ist das Konsumklima trotz des starken Arbeitsmarktes gedämpft. Unter Umständen treiben Engpässe während der Hurrikansaison die Benzinpreise weiter in die Höhe und dämpfen das Verbrauchervertrauen zusätzlich. Diese Faktoren verdeutlichen die dynamische Natur der heutigen Wirtschaft. Umso wichtiger ist es, diese entstehenden Trends genau zu beobachten.

Das Umfeld für Anleihen: Erträge, Gesamtrenditen und vorsichtiger Optimismus

Trotz der soliden Fundamentaldaten für die Wirtschaft und Unternehmen bleiben wir aufgrund der hohen Bewertungen und politischen Unsicherheit wachsam. Wir verfolgen eine selektive Strategie. In diesem Umfeld höherer Renditen gilt unser Hauptaugenmerk der Generierung attraktiver Erträge. Wenn sich Chancen bieten, nutzen wir Risikoprämien zum Erzielen der Gesamtrenditen in Kundenportfolien.

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