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Investment Grade-Unternehmensanleihen bei Goldman Sachs Asset Management

26. Juli 2023 | 7 Minuten Lesezeit
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Ron Arons
Co-Lead Portfolio Manager, Investment Grade Credit
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Sophia Ferguson
Portfolio Manager, Multi-Sector Fixed Income & Investment Grade Credit
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Ben Johnson
Global Head of Credit, Fixed Income and Liquidity Solutions

Im Rahmen unserer Webinarserie „Spotlight on Solutions“ (Lösungen im Fokus) haben unser Global Head of Corporate Credit, Ben Johnson, und unsere Portfoliomanager Ron Arons und Sophia Ferguson kürzlich darüber gesprochen, wie unser Investmentteam, unser Investmentprozess und unsere Plattform Anleger dabei unterstützen können, Chancen im umfangreichen und vielfältigen US-Markt für Investment Grade (IG)-Unternehmensanleihen zu finden und wahrzunehmen.

Frage: Die aggressive Straffungskampagne der Zentralbank hat 2022 eine großflächige Schwäche an den Finanzmärkten ausgelöst. Aber 2023 sieht es schon wieder ganz anders aus: In diesem Jahr wurden bisher 133 Mrd. USD in US-Unternehmensanleihen mit Investment Grade investiert.1 Was sollten Anleger bei ihrer Vorgehensweise beachten?

Sophia Ferguson: Zuerst sollte man sich vergegenwärtigen, dass der Anstieg der Anleiherenditen im vergangenen Jahr unserer Ansicht nach das attraktivste Umfeld für IG-Anleihen seit Jahren geschaffen hat. Die Renditen auf dem IG-Markt in den USA liegen aktuell nur knapp unter 6 %. Wie attraktiv die Renditen gerade sind, sieht man auch daran, dass in den letzten zehn Jahren ihr Ertragspotenzial nur in einem Prozent der Zeit höher lag als jetzt.

Die zweite positive Dynamik ist, dass wir in eine neue Ära für Investments eingetreten sind. Die Neuorientierung der Lieferketten, die zunehmende Dekarbonisierung geschäftlicher Aktivitäten in einer steigenden Zahl von Sektoren und die geopolitische Unsicherheit sind einige der Triebkräfte, die nahelegen, dass wir in ein Investmentumfeld mit mehr Unsicherheit, Komplexität und Volatilität eingetreten sind.

Frage: Wie wird sich diese neue Realität voraussichtlich auf Investments in IG-Unternehmensanleihen auswirken?

Sophia Ferguson: Wir erwarten zwei wichtige Auswirkungen. Erstens denken wir, dass Anleger wieder Allokationen in qualitativ hochwertigen Anleihen wie IG-Unternehmensanleihen aufbauen sollten, die tendenziell mehr Widerstandsfähigkeit gegen Wachstumsrückgänge und Volatilität aufweisen.

Zweitens wird unserer Ansicht nach die Auswahl der richtigen Wertpapiere wichtiger werden. Unsere 21 IG-Research-Analysten an fünf Standorten führen rigorose Bottom-up-Analysen von mehr als 850 Emittenten auf dem US-Markt für IG-Anleihen durch, um attraktive Chancen für die Portfolios unserer Kunden aufzuspüren.

Dabei sollte aber auch erwähnt werden, dass sich am Kern unserer Anlagephilosophie – durch aktives Management und den Dialog mit Anleiheemittenten das Kapital unserer Kunden bestmöglich einzusetzen – trotz der neuen Situation nichts ändert.

Frage: Wie setzen Sie diese Anlagephilosophie in die Praxis um?  

Ben Johnson: Ich habe vor Kurzem mein 25-jähriges Jubiläum bei Goldman Sachs Asset Management gefeiert und kann daher bestätigen, was Sophia über die Konstanten in unserer Anlagephilosophie gesagt hat. Bei der Verwirklichung dieser Philosophie für unsere Kunden spielen unsere Mitarbeiter die wichtigste Rolle. Bei uns arbeiten über 90 Fachleute für Unternehmensanleihen, die Investmentideen für IG, hochverzinsliche Wertpapiere und die Kreditmärkte entwickeln. Wir profitieren darüber hinaus von den Erkenntnissen unseres breiteren Fixed Income-Teams mit über 300 Fachleuten. Dank unserer globalen Präsenz können wir Anlagechancen in allen Märkten und Regionen identifizieren, unter anderem in US-Dollar begebene Anleihen von Unternehmen außerhalb der USA – sogenannte Yankee-Anleihen.

Und wir sind nicht nur ein globaler Asset Manager, sondern auch Teil eines weltweit aktiven Unternehmens, was bedeutet, dass wir vom intellektuellen Kapital in allen Geschäftsbereichen von Goldman Sachs profitieren. Experten von Goldman Sachs Global Markets, Global Investment Research und Investment Banking teilen in unserem wöchentlichen Investor Forum und den vierteljährlichen Investment Meetings häufig ihre Einblicke mit uns und vertiefen damit unser Verständnis der Kapitalmärkte und wichtiger Investmentthemen, wie der Energiewende.

Frage: Wie hat sich die Investmentplattform bei Goldman Sachs Asset Management in den letzten Jahren weiterentwickelt?

Ben Johnson: Die digitale Transformation ist ein zentraler Schwerpunkt für unser Unternehmen und wir versuchen ständig, Technologien in großem Maßstab einzusetzen, um unseren Anlageprozess zu verbessern. Tatsächlich ist der Technikbereich der größte Bereich bei Goldman Sachs.

Unsere digitale Research-Plattform „Fluent“ ist eine der wichtigen Innovationen, die wir seit 2018 verwenden. Sie verknüpft interne Erkenntnisse mit wichtigen finanziellen und ESG-Datensätzen, sodass wir unsere Investmentansichten schneller entwickeln und neu bewerten können.

Unser virtueller Portfoliomanager – oder „VPM“ – ist ein weiterer wichtiger Bestandteil unserer digitalen Ausrüstung. Wir führen täglich rund 10.000 Handelsgeschäfte auf unserer Anleiheplattform aus, und rund 70 % davon werden durch den VPM generiert. So können wir Investmentauffassungen konsistent und effizient für die Portfolios all unserer Kunden umsetzen und gleichzeitig das operative Risiko senken.

Frage: Welche Rolle spielen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environmental, Social and Governance, ESG) bei der Investition in Anleihen?

Sophia Ferguson: Über die Analyse von ESG-Faktoren können wir sowohl Anlagerisiken als auch -chancen identifizieren, daher berücksichtigen wir diese Faktoren als festen Bestandteil unseres fundamentalen Research-Prozesses. Die dabei untersuchten Faktoren reichen von der Energieeffizienz einer Immobilie bis zu Datenschutzverletzungen bei Telekommunikationsfirmen, die zu aufsichtsbehördlichen Strafmaßnahmen führen könnten.

Wir weisen jedem von uns berücksichtigten Emittenten ein ESG-Rating zu, in das verfügbare ESG-Daten, Research von Analysten und Erkenntnisse aus unserem Dialog mit den Management-Teams der Unternehmen einfließen. Wir haben allein im Jahr 2022 mit über 1.500 Emittenten über ESG-Themen gesprochen.

Und was noch wichtiger ist: Unser ESG-Rating umfasst eine zukunftsorientierte Bewertung der ESG-Entwicklungsdynamik. ESG-Daten beziehen sich häufig nur auf die Vergangenheit. Unsere Bewertung der ESG-Entwicklungsdynamik verleiht uns hier einen Investmentvorteil, da ein ESG-Nachzügler, der sich verbessert, mehr Investitionspotenzial haben kann als ein bisher führendes Unternehmen im ESG-Bereich, dessen Kennzahlen sich verschlechtern.

Fluent enthält für jeden Emittenten mehr als 250 ESG-bezogene Datenpunkte – von Diversitätskennzahlen bis zu Energietransitionszielen, sowie Informationen über Kontroversen im Zusammenhang mit Branchennachhaltigkeitsratings. Wir arbeiten kontinuierlich an der Ausweitung dieses Datensatzes und unserer Analysen im Einklang mit den Entwicklungen bei nachhaltigkeitsbezogenen Vorschriften und Investitionen.

Frage: Höhere Zinssätze und schwächelndes Wachstum haben zu Bedenken bezüglich der Kreditqualität geführt. Wie bewerten Sie die Fundamentaldaten des Marktes für Unternehmensanleihen?

Ron Arons: Die Kreditqualität der US-Unternehmensanleihen außerhalb des Finanzsektors hat ihren Höhepunkt überschritten, sinkt aber nicht allzu schnell oder großflächig. Daten aus den Gewinnmitteilungen im ersten Quartal zeigen, dass Rentabilität, Schuldendienstfähigkeit und Bilanzliquidität weiterhin stark sind. Wir gehen davon aus, dass sich diese Stärke in den Ergebnissen des zweiten Quartals fortsetzt.

Interessanterweise liegt der Zinsdeckungsgrad doppelt so hoch wie kurz vor der Jahrtausendwende, und die Rating-Migrationstrends sind seit zehn aufeinanderfolgenden Quartalen positiv. Daher gehen wir davon aus, dass die aktuell attraktiven Renditen der Anlageklasse weder ein Symptom einer nachlassenden Kreditqualität sind noch einen steigenden Kreditrisikoaufschlag darstellen.

Frage: Wie haben Sie sich infolge dieser Erkenntnis auf dem Rating-Spektrum positioniert?

Ron Arons: Wir bevorzugen natürlich hochwertigere Anlagen, daher unsere Präferenz für IG-Unternehmensanleihen, aber angesichts der attraktiven Renditen von BBB-Anleihen im Verhältnis zu ihren Fundamentaldaten tendieren wir aktuell zu den nicht ganz so hochwertigen IG-Anleihen.

Die IG-Anleihen mit dem niedrigsten Rating machen beinahe die Hälfte des Marktes aus. Sie umfassen viele Emittenten aus nichtzyklischen Sektoren wie Versorgungsunternehmen, die in der Tendenz widerstandsfähiger gegen Wachstumsrückgänge sind. Zudem zeigt sich bei vielen Emittenten mit BBB-Rating eine konservative Verwaltung ihres Kapitals – das heißt, sie behalten nach Investitionen, Dividenden und Aktienrückkäufen einen Teil ihres Cashflows.

Dennoch berücksichtigen wir natürlich die idiosynkratischen Risiken von Immobilieninvestmentfirmen (REITs), insbesondere im Büroimmobilienbereich, der aufgrund der Veränderungen der Arbeitsweisen mit fallender Auslastung zu kämpfen hat.  

Frage: Banken gehören zu den größten Emittenten von IG-Anleihen und machen ganze 23 % des IG-Marktes in den USA aus.2 Welche Auswirkungen hatte der Bankenstress im März 2023 auf Ihren Ausblick für den Sektor?

Ben Johnson: Unsere US-IG-Portfolios waren zum Jahresanfang bei Banken übergewichtet, da sie starke Fundamentaldaten und attraktive Bewertungen aufwiesen. Dazu kamen unterstützende technische Dynamiken mit einem erwarteten Rückgang der Anleiheemissionen im Vergleich zu 2022. 

Wir bleiben trotz der isolierten Schwierigkeiten bei US-Regionalbanken im März aus drei Gründen bei unserem positiven Ausblick für US-Banken. Erstens haben sie weiterhin guten Zugang zu Liquidität. Die Einlagenrückgänge haben sich stabilisiert und die Banken können sich Liquidität über verschiedene Zentralbankfazilitäten beschaffen. Zweitens haben große Banken, anders als die kürzlich ausgefallenen Banken, deren konzentrierte Einlagenbasis zum gleichzeitigen Abzug vieler Einlagen beigetragen hat, üblicherweise eine diversifizierte Einlagenbasis. Der Anteil FDIC-versicherter Einlagen ist bei großen Banken in der Regel höher. Auch das kann die Geschwindigkeit und den Umfang von Abflüssen abmildern. Und drittens überschreiten die Kapitalpuffer systemrelevanter Banken im Allgemeinen die behördlich vorgeschriebenen Mindestbeträge. Zudem ist die behördliche Aufsicht über Liquidität, Kapital und Compliance bei diesen Banken höher als bei kleineren Banken.

Frage: Was behalten Sie in Bezug auf die Aussichten des Bankensektors besonders im Blick?

Ben Johnson: Wir achten auf zwei wichtige Gegenwinde: potenzielle Verluste aus Krediten aufgrund einer abflauenden Konjunktur, insbesondere in Bezug auf Gewerbeimmobilien, und die Auswirkungen höherer Einlagenzinsen auf Nettozinsmargen. Allerdings sind die Fundamentaldaten für anderen Arten von Gewerbeimmobilien außerhalb des Bürosektors weiterhin gesund und die Kapitalpositionen der Banken sind stark.

Frage: Noch eine letzte Frage: Bleibt für die Kreditspreads auf den aktuellen Niveaus noch Raum für eine Verengung?

Ben Johnson: Kurz gesagt, ja, aber nur ganz allmählich, bedingt durch Makro- und Mikrofaktoren. Auf der makroökonomischer Seite erwarten wir, dass sich die Inflation weiter normalisiert und die Arbeitsmärkte stark bleiben. Auch gehen wir davon aus, dass Unternehmen in den Gewinnmitteilungen für das zweite Quartal weiterhin ein konservatives Bilanzmanagement demonstrieren werden. Im Ergebnis dürften Herabstufungen und Ausfälle voraussichtlich begrenzt bleiben und jede Ausweitung der Spreads wird Anlegern die Gelegenheit bieten, ihr Engagement zu erhöhen und von den attraktiven Renditen – oder Erträgen – der IG-Unternehmensanleihen zu profitieren.

1BofA, Stand: 21. Juli 2023.

2Barclays US Aggregate Corporate Index, Stand: 30. Juni 2023.

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