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2024 ist bei Private Credit umsichtiges Handeln gefragt

1. Februar 2024 | 6 Minuten Lesezeit
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Greg Olafson
Global Head of Private Credit
Das vergangene Jahr 2023 war für Private Credit aufgrund der höheren Zinssätze sehr erfolgreich. Zum Teil war dies auch auf die in dieser Anlageklasse üblichen variablen Zinsen zurückzuführen. In diesem Jahr sind laut Aussage von Greg Olafson im Investmentausblick 2024 („2024 Investment Outlook“) von Pensions & Investments sogar mit der bevorstehenden Zinswende und den erwarteten Zinssenkungen „die Chancen weiterhin sehr attraktiv“.

2024 ist bei Private Credit umsichtiges Handeln gefragt

Das vergangene Jahr 2023 war für Private Credit aufgrund der höheren Zinssätze sehr erfolgreich. Zum Teil war dies auch auf die in dieser Anlageklasse üblichen variablen Zinsen zurückzuführen. In diesem Jahr sind sogar mit der bevorstehenden Zinswende und den erwarteten Zinssenkungen „die Chancen weiterhin sehr attraktiv“, erklärte Greg Olafson, Global Head of Private Credit bei Goldman Sachs. Institutionelle Anleger dürften nach wie vor Renditen im zweistelligen Bereich verzeichnen. Diese könnten seiner Meinung nach, auch wenn sie wohl etwas unter denen des Vorjahres liegen sollten, auf risikobereinigter Basis immer noch attraktiv ausfallen. 

Solche Renditen sind jedoch nur erreichbar, „wenn man sein Kapital einsetzen kann sowie den Zugang zu den richtigen Kunden hat. Wir erwarten mittelfristig zahlreiche Gelegenheiten für die Kreditvergabe an hochwertige Unternehmen“, so Olafson. Dies gilt insbesondere für Private Credit-Manager, die Kapital über robuste Deal-Pipelines mit Private Equity-Betreibern einsetzen.

Weiter unter Druck

Durch die höheren Finanzierungskosten im Zuge der jüngsten Zinsanhebungen der US-Notenbank (Fed) sind Kreditnehmer unter Druck geraten. Workout-Situationen – wenn ein Kreditnehmer in Verzug gerät und die Kreditbedingungen neu verhandelt werden müssen – sind in diesem Fall unvermeidlich. „Für Unternehmen, die im Niedrigzinsumfeld Kredite aufgenommen haben, steigen, sobald die Kredite und entsprechenden Zinsabsicherungen fällig werden, die Finanzierungskosten jedes Mal weiter an“, erklärte Olafson. Dadurch geraten wachstums- oder umsatzschwache Unternehmen, die diese höheren Kosten nicht auffangen können, zunehmend unter Druck. Per Dominoeffekt kann das dann zu Stress im Markt führen. 

Doch dürften dies nur Einzelfälle bleiben – der Private Credit-Bereich ist durch die höheren Zinsen nicht systemisch gefährdet. Ob Betreiber im PE-Bereich oder Private Credit-Manager, die Anlageklasse verfügt über „sehr erfahrene Spezialisten mit flexiblen Mandaten, die sich konstruktiv mit [Herausforderungen in] den Portfolios befassen. Es muss nur einen soliden geschäftlichen Grund für die Verlängerung der Laufzeit, die Bereitstellung von weiterem Kapital oder die Änderung der Kreditbedingungen geben“. Die Kreditgeber im Private Credit-Bereich sind zudem flexibler und haben mehr Kontrolle über wichtige Faktoren wie die Kreditlaufzeit, -klauseln und Tilgungszahlungen. „Dies ist ein Schlüsselaspekt von Private Credit. [Der Kreditnehmer] arbeitet eng mit dem Kreditgeber zusammen.“ 

Die höheren Finanzierungskosten für Kreditnehmer sowie die Unsicherheit der Anleger bei der Preisfeststellung bei den Bewertungen haben laut Olafson im letzten Jahr zum geringeren Transaktionsvolumen beigetragen. Das Goldman Sachs Asset Management Private Credit-Team geht jedoch aufgrund der Stärke der US-Verbraucher und der niedrigen Arbeitslosenzahlen, die die US-Wirtschaft stützen, von einem höheren M&A-Volumen in diesem Jahr aus. „Es hilft natürlich, dass die Finanzierungkosten etwas gefallen sind, doch die Unsicherheit [bei den Bewertungen] lässt ebenfalls nach“, so Olafson. Die Deal-Aktivität nahm im dritten Quartal des vergangenen Jahres wieder an Fahrt auf. „Was das Transaktionsvolumen im Kreditgeschäft anbetrifft, war das vierte mit Abstand unser stärktes Quartal“, fügte er hinzu. „Der Trend scheint sich auch in diesem Jahr fortzusetzen.“

Die Erfolgsbilanz als Orientierung nutzen 

Der potenziell größere Deal-Flow ist mit Sicherheit positiv für Private Credit-Anleger. Jedoch muss man darüber hinaus auch einen erfahrenen Manager ausfindig machen, der auf eine entsprechende Erfolgsbilanz in Bezug auf Zugang zu hochwertigen Deals verweisen kann und schon Kreditsituationen in den unterschiedlichsten Marktzyklen erlebt hat. Das ist laut Olafson gerade im derzeitig sehr überfüllten Private Credit-Sektor sehr wichtig. Viele Kreditgeber, die aus anderen Marktsegmenten hinzustoßen, nehmen – um Eintritt in den Markt zu erhalten – hinsichtlich der Kreditbedingungen eine sehr laxe Haltung ein. 

„Man sollte bei seinen Partnern daher auf Umsicht, Erfahrung und eine bewährte Erfolgsbilanz achten. Prüfen Sie immer den Zugang zum Deal-Flow, denn viele dieser Transaktionen haben den gleichen Preis: Die Bedingungen unterscheiden sich nicht sehr stark und ändern sich insgesamt je nach Angebot und Nachfrage“, erklärte Olafson. 

Private Credit wird für Unternehmen auch weiterhin attraktiv bleiben. „Man könnte argumentieren, dass die Private Credit-Lösung besser ist, weil man direkt mit dem Kreditgeber verhandeln kann, der einem Sicherheit und Flexibilität gibt. Darüber hinaus bietet Private Credit mittlerweile auch Transaktionsgrößen, die früher nur in den Public Markets zu finden waren.“ Doch „letztlich kommt es auf die Standards bei der Kreditgewährung an. Entscheidend ist die Qualität des Unternehmens, an das ein Kredit vergeben wird“, so Olafson.

Ein arbeitsintensives Geschäft 

„Es ist ein sehr arbeitsintensives Geschäft“, sagte Olafson. „Es handelt sich um direkt übernommene, direkt verhandelte und direkt gewährte Deals, die ein hohes Maß an materiellen und menschlichen Ressourcen erfordern.“ 

Ein Private Credit-Manager muss immer aktiv und in Kontakt mit seinen Portfoliounternehmen sein. Da Unternehmen auf die Veränderungen der Marktbedingungen reagieren müssen, braucht man zur Bewältigung auftretender komplexer Situationen ausreichend Ressourcen und Erfahrung. Olafson war dabei der Ansicht, dass „man an diese Transaktionen wie ein Unternehmensinhaber herangehen sollte“. Und er verwies darauf, dass das Private Credit-Team von Goldman Sachs bei diesen Transaktionen mit dem PE-Team und dem Value-Accelerator-Team zusammenarbeitet. Auf diese Weise vergrößert sich der Wert des Portfoliogeschäfts weiter. 

Seit der zweiten Jahreshälfte 2023 bieten Private Credit-Manager Kreditnehmern zunehmend anspruchsvolle Bedingungen unter Einbeziehung von Hybridlösungen an. Dies dürfte sich nach Olafsons Meinung in den nächsten zwei Jahren fortsetzen. Diese Arten von Lösungen bieten sich für Unternehmen an, „die gute Unternehmen sind, aber möglicherweise etwas hinter der Planung hinterherhinken. Zum Beispiel kann es passieren, dass ihre Kredite fällig werden, bevor der Eigentümer zum Verkauf bereit ist. Sie brauchen unter Umständen ein wenig mehr Kapital, um weiterzuwachsen“, erklärte Olafson. Potenzielle Hybridlösungen könnten dabei die Verlängerung der Kreditlaufzeit, eine strukturelle Finanzierung, um mehr Kapital einzubringen, eine Zweitplatzierung oder einen strategischen Verkauf durch den PE-Geber beinhalten.

Sektoren, die man im Auge behalten sollte 

Zwei Sektoren mit Chancenpotenzial in diesem Jahr sind der Gesundheits- und der Software-Sektor. Beide sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen und haben viel PE-Aktivität erlebt. 

Der Gesundheitssektor ist ein fundamental sehr solider Sektor. Nicht zuletzt daher ist er für PE-Manager attraktiv, wenn es um Kreditfinanzierungen für Gesundheitsorganisationen geht. „Diese Organisationen sind demografisch gesehen sehr solide, innovativ, kapitaleffizient und verfügen über hohe Eintrittsbarrieren“, erklärte Olafson. Andererseits ist die Fachkräftesituation gerade im Gesundheitswesen sehr angespannt. Das könnte die Löhne und Gehälter weiter nach oben treiben. 

Für den Softwaresektor – ebenfalls ein an sich im Wesentlichen robuster Sektor mit einem großen Kundenstamm mit kontinuierlichem Bedarf – könnte eine konjunkturelle Abschwächung dazu führen, dass die Unternehmenskunden ihre Ausgaben reduzieren oder diese zumindest deckeln. Eine Refinanzierung oder die Aufnahme von neuem Kapital zu angemessenen Zinsen würde für diese Unternehmen dadurch schwieriger. „Ein enttäuschendes Wachstum stellt hierbei wahrscheinlich das größte Risiko dar“, vermutete Olafson. In beiden Sektoren – Gesundheitswesen und Software – „wird es ausreichend Chancen geben und vielleicht auch einige Herausforderungen“, fügte er hinzu. 

Der langfristige Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen ist ein Bereich, der sich ideal für Private Credit-Investitionen eignet. Dieser gerade begonnene Umstieg wird große Investitionen – sowohl aus Fremd- als auch Eigenkapital – erfordern. „Innovationen rund um die Energieeffizienz, die Energiewende und Dekarbonisierung sind Chancen, die viel Kapital erfordern werden. Damit dürften sich auch Möglichkeiten für entsprechende Kredite und Investitionen eröffnen“, war sich Olafson sicher.

Fokus auf die Ausführung 

Unabhängig davon, wie sich die Konjunktur 2024 entwickelt, werden Unternehmen im Gesundheits-, Software-, Energie- und anderen Sektoren weiter neues Kapital brauchen und sich auch refinanzieren müssen. Für Private Credit-Manager ergeben sich daraus im Verlauf des Jahres ständige Kapitaleinsatzmöglichkeiten. 

Heute „liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der Transaktionsqualität: Ein hochklassiges Kredit-Portfolio ist letztlich die Summe seiner einzelnen Transaktionen“, betonte Olafson. In einem komplexeren Marktumfeld, das die ruhige Hand eines erfahrenen Private Credit-Managers erfordert, „müssen wir gewährleisten, dass der derzeitige, leicht euphorische Moment für Private Credit uns nicht vergessen lässt, dass dieses Geschäft auf einem Fundament aus umsichtigem Handeln, sorgfältiger Ausführung, Anwendung und Prüfung beruht“.

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