Drei kleine Buchstaben, die bei Private Equity entscheidend sein werden
In einem Artikel, der in der Wirtschaftszeitung Australian Financial Review veröffentlicht wurde, erörterte Michael Bruun, wie er die Entwicklung der Renditeerwartungen bei Private Equity und die Bedeutung von Barerträgen im aktuellen Umfeld einschätzt.
Nach einer langen Flaute bei Private-Equity-Deals wollen Anleger Barerträge sehen, sagt Michael Bruun, globaler Co-Leiter des 186 Mrd. USD schweren Private-Equity-Geschäfts von Goldman Sachs. Die Botschaft der Investoren in diesem Sektor (auch Limited Partners genannt) sei klar: „Zeigt mir das Geld.“
„Mich interessiert nicht die Rendite, die in den Geschäftsbüchern ausgewiesen wird, mich interessieren die Mittelrückflüsse, die an mich gezahlt werden können“, fasst der in London ansässige Bruun die aktuelle Stimmung zusammen.
Früher beriefen sich Private-Equity-Firmen gern auf ihr Multiple on Invested Capital oder MOIC (sprich: „wir haben unser Geld x-fach zurückbekommen“) oder auf ihre interne Rendite (IRR), die den Wert zukünftiger Kapitalflüsse schätzt.
Jetzt liegt der Fokus in der Branche jedoch auf einer Kennzahl namens DPI, was für „Distributed to Paid-In Capital“ steht. Einfach ausgedrückt misst sie das Verhältnis des an die Investoren zurückgezahlten Kapitals zum investierten Kapital.
Das Interesse am DPI ist angesichts der Deal-Flaute seit den Hochzeiten 2021 verständlich. Damals erreichten Private-Equity-Deals bei 2,2 Billionen USD ihren Höhepunkt; letztes Jahr fiel das Volumen auf 1,3 Billionen USD.
Private-Equity-Exits gingen von 2022 bis 2023 um 25 % auf 574 Mrd. USD zurück, was sich zwangsläufig auf die Mittelrückflüsse an Investoren auswirkte.
Laut der Investmentbank Raymond James Financial beliefen sich die Ausschüttungen an Investoren 2023 auf 11,2 % des Nettoinventarwerts der Fonds. Das ist der niedrigste Wert seit 2009 und liegt deutlich unter dem Median der letzten 25 Jahre von 25 %.
Bruun betont, dass sich der Deal-Markt im Erholungsmodus befindet. Das übliche Spannungsverhältnis zwischen Trade-Sale-Käufern, strategischen Käufern und dem IPO-Markt sei noch lange nicht so stark wie in den Pandemiejahren, aber insbesondere in den USA gäbe es erste Lebenszeichen bei Börsengängen.
Er hält jedoch den Druck, das DPI zu verbessern, für einen Hauptgrund, warum die Deal-Flaute in diesem Jahr nachlassen wird. Mehr Private-Equity-Firmen müssen schlichtweg Deals abschließen, um Mittel an ihre Investoren zurückzahlen zu können.
„Der Fokus wird vor allem denjenigen gelten, die ihr Vermögen monetarisieren können“, sagt Bruun in einem Interview im Melbourner Büro von Goldman Sachs. Er ist überzeugt, dass Goldman Sachs aus mehreren Gründen gut aufgestellt ist, um eine Phase breiter Unterschiede bei den Barerträgen gut zu überstehen.
Erstens hat das Private-Equity-Geschäft der Firma mit Exits zu den Zeiten des Deal-Höhepunkts 2021 gut abgeschnitten und konnte daher zuletzt bei Verkäufen wählerisch sein.
Zweitens konnte sich die operative Leistung der Portfoliounternehmen, wie z. B. des Krebstherapieherstellers Icon in Australien, trotz der zuletzt schwierigen Deal-Märkte behaupten. Das half den Unternehmen in den letzten Jahren, in ihre Bewertungen hineinzuwachsen, sodass sie als stärkere Unternehmen an den Markt gehen können.
Drittens weist die Private-Equity-Sparte von Goldman Sachs laut Bruun eine starke Erfolgsbilanz bei Exits über Trade Sales auf. Dies dürfte in der Erholungsphase des Deal-Umfelds auch so bleiben.
Die Fähigkeit, strategische Verkäufe abzuschließen, ist nach Ansicht von Bruun auf den größten Vorteil von Goldman Sachs im Private-Equity-Bereich zurückzuführen: die schiere Größe ihres globalen Netzwerks.
Da hinter den Private-Equity-Fonds von Goldman Sachs traditionelle Investoren, die Bilanz von Goldman und Kapital von Goldman-Mitarbeitenden stehen, herrscht laut Bruun eine hohe Übereinstimmung zwischen der Private-Equity-Sparte und dem Rest des Unternehmens.
Bruun und sein Team nutzen dieses Netzwerk sehr bewusst, um Portfoliounternehmen zu unterstützen: bei der Kundenakquise, der Vertiefung von Lieferantenbeziehungen und – wie man es von einer der größten Investmentbanken der Welt erwarten würde – der Identifizierung potenzieller Übernahmekandidaten oder Käufer.
Ein gutes Beispiel ist die kürzliche Übernahme des norwegischen Lerntechnologiekonzerns Kahoot, den Goldman Sachs dann im Januar für rund 2 Mrd. USD von der Börse genommen hat.
Diese Woche ernannte Kahoot Gavin Patterson, ehemals CEO der BT Group, zum Aufsichtsratsvorsitzenden. Patterson sagte der Financial Times, die Verbindung zu Kahoot sei nach 20 Jahren Zusammenarbeit mit der Investmentbank von Goldman zustande gekommen. Das zeigt, wie sich aus einem Deal und einem Netzwerk zusammen ein stärkeres Portfoliounternehmen ergibt.
Auch in Bezug auf die Fähigkeit von Goldman, die Gewinne von Portfoliounternehmen zu steigern, ist Bruun zuversichtlich. Im aktuellen Umfeld werde das für Investoren zunehmend wichtig. Unternehmen können laut Bruun nicht mehr wie in der Vergangenheit auf steigende Multiples zählen. Höhere Zinsen machen es schwieriger, den Cashflow durch Schuldenabbau zu verbessern.
Goldman hat den Prozess der EBITDA-Steigerung durch ein Programm namens „Value Accelerator“ formalisiert.
Etwa 100 Operating Advisors, von denen viele Goldman-Mitarbeitende sind, einige jedoch auch von außerhalb kommen, unterstützen Portfoliounternehmen in sechs Schlüsselbereichen: Umsatzskalierung, Operational Excellence, Fachkräfte, Technologie (insbesondere Digitalisierung und Künstliche Intelligenz), Nachhaltigkeit und Finanzierung.
„All das zu tun ist fantastisch. Aber erst durch das Hinzukommen eines Netzwerks entsteht die eigentliche Magie“, so Bruun.