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Die Zukunft finanzieren

1. Mai 2024 | 5 Minuten Lesezeit
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PEI: Wie haben sich GP-Beteiligungen im Laufe der Zeit entwickelt?

Ali Raissi-Dehkordy: Als wir Petershill 2007 starteten, um über spezialisierte Firmen in Private Equity zu investieren, wussten Anleger nicht, wovon wir sprachen. Damals waren GP-Beteiligungen weder eine anerkannte Strategie noch eine Anlageklasse.  

Wir hatten erkannt, dass die Verwaltung alternativer Anlagen eine erstaunliche Branche ist, die Kapitalanlagen, Innovation und Wertsteigerung in allen von ihr finanzierten Branchen erfolgreich vorantreibt. Interessanterweise stand die Finanzierung der Private-Equity-Firmen selbst aber kaum im Fokus. Hier sahen wir eine Gelegenheit, der Branche dieselbe Finanzierung und Unterstützung bereitzustellen, die Private Equity anderen Sektoren bietet. 

In den letzten 17 Jahren sind die Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten, komplexer und diversifizierter geworden. Die Nachfrage nach Kapital, um die Ausrichtung, die Bindung hochkarätiger Spezialisten und das Wachstum der Branche zu unterstützen, hat erheblich zugenommen. Außerdem sind die Gründer vieler dieser Firmen in den Ruhestand gegangen. Das Kapital, das diese Gründer über Jahrzehnte angesammelt hatten, wurde häufig als GP-Co-Investment eingesetzt, um zu zeigen, dass ihre Interessen mit denen der Anleger übereinstimmen. Die nächste Generation, die das Ruder übernimmt, muss daher dieses angewachsene Kapital ersetzen. 

Mit der Weiterentwicklung von GP-Beteiligungen hat sich unser Fokus vom Risikoabbau der ursprünglichen Gründer hin zur Bereitstellung von Wachstumskapital, Wissen und strategischen Beziehungen für diese neue Generation verlagert. Es geht nicht mehr nur darum, Zugang zu Finanzierungen zu erhalten, sondern auch den bestmöglichen Partner für nichtkontrollierende Beteiligungen zu finden.

Was macht GP-Beteiligungen bei Investoren so beliebt?

Robert Hamilton Kelly: Die Attraktivität ist größtenteils auf die Wertsteigerung zurückzuführen, die wir in den letzten 17 Jahren erzielt haben. Die verdanken wir wiederum der Attraktivität der Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Das sind beeindruckende Unternehmen mit mehr als 10 Jahren an wiederkehrenden Einnahmen und zweistelligen Wachstumsraten. Ein solches Profil findet man in kaum einer anderen Branche. 

Außerdem gibt es keine J-Kurve. Man erhält bereits im ersten Jahr durch Erträge und Einnahmen Kapital aus den Fonds zurück. 

Auch unsere Kunden profitieren strategisch davon, in etablierte Firmen zu investieren, in die sie Kapital oder Co-Investments einbringen möchten. Wir beteiligen uns in der Anfangsphase junger Unternehmen und stellen ihnen ihr erstes Kapital bereit. Im Gegenzug erhalten wir die Möglichkeit, intensiv mitzuwirken. 

Ali Raissi-Dehkordy: In vielen Fällen sind unsere Kunden Investoren in den Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Sie sind praktisch die Konsumenten der von diesen Firmen produzierten Produkte. Mit dieser Strategie können sie den Firmen, die sie bereits gut kennen, noch näher kommen. 

Diese Idee war ein wesentlicher Faktor, als wir das Geschäft starteten. Es gab einige große Investoren, die das Wachstumspotenzial alternativer Anlagen verstanden und eine strategische Rolle dabei spielen wollten. Diese Begründung trifft auch heute noch zu. Investoren sehen GP-Beteiligungen als Strategien für ertragsorientierte Investitionen in eine wachstumsstarke Branche, die auch mit ihren anderen Private-Markets-Investmentprogrammen verbunden ist.

Wie können GP-Beteiligungen die Übereinstimmung der Interessen von Investoren und Managern verbessern?

Ali Raissi-Dehkordy: In vielen Fällen handelt es sich bei unseren Investitionen um sogenanntes Primärkapital. Statt einen Teil des Unternehmens zu verkaufen und das Eigentum zu reduzieren, möchten die Gesellschafter, die das Unternehmen führen, die Bilanz vergrößern, mit der sie in ihr eigenes Geschäft und ihre Fonds investieren. 

Tatsächlich haben einige Manager unser Kapital genutzt, um ihre GP-Beteiligung von 2 oder 3 Prozent auf 5 bis 10 Prozent zu erhöhen. Dadurch verbessert sich die Übereinstimmung der Interessen aus der Sicht ihrer Investoren. Das Team, das den Fonds verwaltet, ist somit nicht nur auf die Verwaltungsvergütung oder an die Wertentwicklung gebundene Gebühren angewiesen, sondern ist mit seinem eigenen Kapital erheblich am Erfolg der Fonds beteiligt. 

Wir gehören normalerweise zu den fünf größten Eigentümern einer Firma. Das heißt, uns geht es nicht nur um die Wertentwicklung des aktuellen Fonds, sondern auch um alle Fonds, die noch kommen. Wir wollen nicht nur sicherstellen, dass es heute ein hochqualifiziertes Team dort gibt. Auch in Zukunft muss die Firma eine großartige Unternehmenskultur und ausreichend hochkarätiges Personal haben. Genau wie die besten Investoren wollen auch wir sicherstellen, dass die Übereinstimmung unserer Interessen generationenübergreifend ist.

Geht es Managern um mehr als nur Geld, wenn sie eine GP-Beteiligung eingehen?

Robert Hamilton Kelly: Kapital gezielt zu investieren, um eine bessere Übereinstimmung der Interessen zu erzielen, Skalierung zu ermöglichen, neue Chancen zu nutzen und hochkarätige Mitarbeitende zu binden, ist natürlich sehr wichtig. Viele Firmen möchten jedoch auch mit uns zusammenarbeiten, weil wir in den letzten 17 Jahren als Team viel Fachwissen aufgebaut haben. Darüber hinaus gehören wir bei Goldman Sachs zu einer breiteren Plattform, wo wir dank der Milliarden, die jährlich in alternative Anlagen investiert werden, einzigartige Kenntnisse und Daten zur Verfügung haben. 

Wenn eine Firma darüber nachdenkt, in ein neues Produkt, einen neuen Sektor oder ein neues Land zu expandieren, verfügen wir über das Wissen und die Daten, um sie dabei zu unterstützen. Wenn sie in eine andere Anlageklasse einsteigen wollen, können wir ihnen auch dabei helfen. Die Wertsteigerung durch diese Partnerschaft ist ein wesentlicher Grund, eine GP-Beteiligung einzugehen.

Auf welche Arten von Firmen sind GP-Beteiligungen fokussiert?

Robert Hamilton Kelly: Das ist je nach Akteur unterschiedlich. Unser Hauptaugenmerk galt jedoch schon immer differenzierten Mittelstandsfirmen, die ihre besten Zeiten voraussichtlich noch vor sich haben. Wir achten auf hochwertige Teams mit einer erstklassigen Erfolgsbilanz, die ihr Unternehmen durchdacht und verantwortungsvoll führen. Diese Firmen verfügen in der Regel über starke Preismacht aufgrund übermäßiger Nachfrage seitens Anlegern und moderater Fondgrößen. 

Diese Firmen schätzen die Partnerschaft mit uns. Was wir für eine 200 Mrd. Dollar schwere Megaplattform, die bereits über enorme Ressourcen verfügt, tun können, ist begrenzt. Aber für ein 5-Milliarden-Dollar-Unternehmen können wir viel tun. Es ist auch viel einfacher, einem 5-Milliarden-Dollar-Unternehmen zu helfen, zu einem 10-Milliarden-Dollar-Unternehmen zu wachsen, als einem 50-Milliarden-Dollar-Unternehmen zu helfen, ein 100-Milliarden-Dollar-Unternehmen zu werden. 

Gerade weil die Auswahl an Mid-Market-Firmen so groß ist, entsteht eine starke Verhandlungsdynamik beim Einstieg. Sehr große Private-Market-Plattformen gibt es heute nur wenige.

Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft von GP-Beteiligungen und insbesondere für Ihr Unternehmen aus?

Robert Hamilton Kelly: Unser besonderer Fokus auf Mittelstandsfirmen hat sich bisher gut ausgezahlt. Diese Chancen befinden sich noch in ihrer Anfangsphase. Es gibt eine erhebliche Anzahl von Firmen in diesem Bereich und es werden jedes Jahr mehr. 

Auch unter GPs ganz allgemein gibt es einen klaren Trend, Bilanzflexibilität zu entwickeln. Die allergrößten Firmen nutzen mehrere Quellen für langfristiges Kapital von institutionellen und Privatanlegern bis hin zu gebundenem und Versicherungskapital in ihren Bilanzen, um früh einsteigen zu können. Der Rest des Marktes hat wahrscheinlich einen ähnlichen Fokus.

Wir werden weiterhin mit unseren Partnerfirmen zusammenarbeiten. Wir werden ihnen helfen, ihre Ziele zu erreichen, und bei Bedarf Kapital für Anschlussinvestitionen bereitstellen. 

Gleichzeitig profitieren wir auch von der fortlaufenden Konsolidierung der Branche. Größere Unternehmen für alternative Anlagen versuchen, hochwertige Mid-Market-Firmen zu kaufen, um ihre Plattformen auszubauen.

Was sind die wichtigsten Herausforderungen bei GP-Beteiligungen und auf welche Qualitäten sollten Investoren bei einem Manager achten, um diese Risiken zu mindern?

Ali Raissi-Dehkordy: Die Übereinstimmung der Interessen ist absolut entscheidend. Wir möchten sicherstellen, dass das Management die Mehrheitsbeteiligung behält und dass die Ergebnisse, die die Firma erzielt, mehr Chancen für zukünftigen Vermögensaufbau für dieses Team schaffen. Die Transaktionen, die wir eingehen, dürfen diese Dynamik nicht verändern und zukünftige Ergebnisse nicht beeinträchtigen. 

Es war natürlich auch vorteilhaft, dass wir vor der globalen Finanzkrise in dieser Branche gestartet sind und nun mehrere Marktzyklen durchlaufen haben. Wir konnten Annahmen testen und beobachten, wie Firmen gemessen am tatsächlichen Cashflow im Vergleich zu Modellbewertungen abgeschnitten haben. Durch diese operative Erfahrung erhielten wir schwer zu replizierende Einblicke in die Investitionstätigkeit und Performance von Managern. Hinzu kommt die Interaktivität von Goldman Sachs an den privaten Kapitalmärkten als Investor und als Dienstleistungserbringer, wodurch wir eine besondere Datentiefe erhalten. 

Investoren, die bei einem Manager mit GP-Beteiligung investieren möchten, müssen Investorendaten kennen sowie das Due-Diligence und Underwriting der eingegangenen Positionen verstehen. In dem nuancierten Fundraising-Umfeld der letzten zwei Jahre hat diese Erkenntnis noch an Bedeutung gewonnen: Einige Firmen übertreffen heute ihre Ziele, während andere schwächeln. Das ist der wahre Unterschied gegenüber dem, was wir im vorherigen Jahrzehnt gesehen haben, als starke Märkte und starkes Fundraising die Annahmen nicht wirklich getestet haben. 

Im jetzigen Umfeld wird sich zeigen, ob Beteiligungsinvestoren die richtigen Annahmen in Bezug auf Investitionstempo, Fundraising und Realisierung getroffen haben oder ob sie zu optimistisch waren. Es gibt eine Reihe neuer Akteure in der Branche der GP-Beteiligungen. Wie erfolgreich sie sein werden, bleibt abzuwarten.