Betriebliche Altersvorsorge in den USA: Rückblick und Ausblick auf 2024
Zusammenfassung
Die Deckungssituation leistungsorientierter Pensionspläne (Defined Benefit, DB) in den USA hat sich in den letzten Jahren dank deutlich höherer Zinsen und einer Erholung der Aktienmärkte kräftig verbessert. Viele Pläne bewegen sich auf ihrem Gleitpfad auf ihre „Endphase“ zu oder sind schon dort angelangt. Das wirft bei Versorgungsträgern wichtige Fragen darüber auf, welche Strategie sie in einer Position der Stärke verfolgen sollen:
- Sollen sie ihren Plan in einen Ruhezustand versetzen?
- Wie soll das Portfolio in der „Endphase“ aussehen?
- Sollen sie über einen Risikotransfer nachdenken?
- Wie können sie einen Überschuss im Plan monetarisieren?
Das sind alles berechtigte und wichtige Fragen. Welchen Ansatz Versorgungsträger bei der Bestimmung der richtigen Asset-Allocation-Strategie verfolgen, sollte sich jedoch nicht nur nach der aktuellen Deckungsquote richten. Sie brauchen sozusagen einen Plan für alle Jahreszeiten, der je nach den Antworten auf die obigen Fragen ganz unterschiedlich aussehen kann.
Wie jedes Jahr nutzen wir diese Gelegenheit für einen Rückblick und um die Themen hervorzuheben, die wir im kommenden Jahr für relevant halten. In diesem Bericht:
- geben wir einen Überblick über den Zustand der betrieblichen Altersvorsorge in den USA Ende 2023 und einen Ausblick auf 2024;
- untersuchen wir Strategien von Versorgungsträgern, deren Pläne überfinanziert und geschlossen/eingefroren sind;
- skizzieren wir eine Herangehensweise, um für einen Plan eine geeignete Asset-Allocation- und Investmentstrategie für die Endphase oder jede andere Phase zu bestimmen; und
- schauen uns Verwendungsmöglichkeiten für einen Überschuss an, wie etwa wirtschaftliche Argumente für die Wiedereröffnung eines Plans.
I. Wichtiger Wendepunkt für die leistungsorientierte Altersvorsorge in den USA
Die steigenden Zinsen der letzten Jahre und die Erholung der Aktienmärkte 2023 haben die Deckungsquoten leistungsorientierter (DB-) Pensionspläne auf das höchste Niveau seit der globalen Finanzkrise gehoben. Unserer Analyse zufolge lag der aggregierte Deckungsstatus von DB-Plänen in den USA Ende 2023 bei 106 % und damit fast wieder auf dem Niveau von 2007. Etwa zwei Drittel aller Pläne sind nun entweder vollständig gedeckt oder überfinanziert (siehe Grafik 1).
Quelle: Goldman Sachs Asset Management und Jahresabschlüsse von Unternehmen. Basierend auf den leistungsorientierten (sofern ersichtlich) US-Pensionsplänen von S&P-500-Unternehmen. Nur zur Veranschaulichung. Die Zahl für 2023 (E) ist vorläufig und nicht testiert mit Stand vom 31. Dezember 2023. Die tatsächlichen Ergebnisse können signifikant von den obigen Informationen abweichen. Die Abbildungen zeigen ein mögliches Ergebnis, das auf einer Reihe von Annahmen basiert, die hier genannt sind. Goldman Sachs bietet keine versicherungsmathematischen Dienstleistungen in Verbindung mit den hier enthaltenen Informationen an.
Trotz eines ähnlich hohen aggregierten Deckungsstatus ist die leistungsorientierte Altersvorsorge heute in vielerlei Hinsicht gesünder als 2007. Viele Pläne haben seither ihre Asset-Allocation- und Investmentstrategie auf mehr Kongruenz zwischen Planvermögen und Verbindlichkeiten ausgerichtet. Dies hat zu geringeren Aktienallokationen und höheren Allokationen in hochwertigen Anleihen geführt (siehe Grafik 2). Dadurch ist auch die Volatilität des Deckungsstatus bei vielen Plänen deutlich gesunken. Stark fallende Zinsen oder Kurseinbrüche bei Aktien hätten heute nicht mehr die gleichen Auswirkungen auf einen Plan wie vor 15 oder 20 Jahren. Das Planvermögen ist mittlerweile besser auf die Verbindlichkeiten abgestimmt.
Quelle: Goldman Sachs Asset Management und Jahresabschlüsse von Unternehmen. Stand: 31. Dezember 2023. Basierend auf den leistungsorientierten (sofern ersichtlich) US-Pensionsplänen von S&P-500-Unternehmen. Nur zur Veranschaulichung. Die Abbildungen zeigen ein mögliches Ergebnis, das auf einer Reihe von Annahmen basiert, die hier genannt sind. Goldman Sachs bietet keine versicherungsmathematischen Dienstleistungen in Verbindung mit den hier enthaltenen Informationen an.
Auch das Wachstum der US- und der Weltwirtschaft in den letzten 15 Jahren hat vielen Versorgungsträgern dieser Pläne eine Wertsteigerung beschert. Die Bruttopensionsverpflichtungen einzelner Unternehmen sind im Vergleich zur Größe des Versorgungsträgers gemessen an seinem Börsenwert gesunken. Die mediane „projected benefit obligation“ (PBO, Pensionsbarwert unter der Berücksichtigung zukünftiger Gehaltssteigerungen) gemessen am Börsenwert des Versorgungsträgers betrug bei S&P-500-Unternehmen mit DB-Plänen 2007 beispielsweise mehr als 8 %. Dieser Anteil war bis 2022 auf unter 5 % gesunken.
Selbst das Versicherungsprogramm der US-Bundesregierung erlebte eine drastische Wende. Nach 16 Jahren Defizit von 2002 bis 2017 verzeichnete das Einzelarbeitgeber-Programm der Pension Benefit Guaranty Corporation (PBGC) in den letzten sechs Geschäftsjahren Überschüsse, die Ende 2023 fast 45 Mrd. USD erreichten (siehe Grafik 3). In ihrem kürzlich veröffentlichten „Projections Report“ schätzt die PBGC, dass das Programm bis 2032 netto über 60 Mrd. USD steigen wird.
Quelle: Pension Benefit Guaranty Corporation und Goldman Sachs Asset Management. Stand: Dezember 2023. Die hier dargestellten Konjunktur- und Marktprognosen dienen zu Informationszwecken und gelten zum Datum dieses Dokuments. Es gibt keine Gewähr dafür, dass die Prognosen auch tatsächlich eintreffen. Bitte beachten Sie die zusätzlichen Hinweise am Ende dieses Dokuments.
Für die Teilnehmer, Versorgungsträger und die PBGC sind das gute Nachrichten: Die Leistungen sind sicherer. Die finanziellen Risiken der Versorgungsträger aus diesen Plänen wurden in einigen Fällen reduziert. Die Stabilität des Versicherungsschutzes verringert die Wahrscheinlichkeit, dass in absehbarer Zukunft staatliche Hilfe benötigt wird.
„Vollständig gedeckt“ darf jedoch nicht mit „risikolos“ verwechselt werden. Es gibt zahlreiche Beispiele von Unternehmen, die überdeckten (und manchmal eingefrorene) Pläne hatten, deren gute Deckungssituation jedoch durch fallende Zinsen und/oder Aktienkurse wieder ins Wanken und sogar ins Defizit geriet. Organisationen, die eigentlich nie wieder Beiträge in ihre Pläne hätten einzahlen müssen, mussten plötzlich Sicherungssummen und höhere variable PBGC-Prämien zahlen, einen höheren Pensionsaufwand in ihrer GuV-Rechnung und Verbindlichkeiten in ihrer Bilanz ausweisen.
Außerdem sind die Kosten für Versorgungsträger, die Teilnehmer in einem DB-Plan haben, trotz der aktuellen Stärke und soliden finanziellen Lage der PBGC weiter gestiegen. Die festen PBGC-Prämien, die jedes Jahr für jeden Planteilnehmer gezahlt werden, liegen 2024 nun über 100 USD (siehe Grafik 4 unten). Dieser Satz hat sich seit 2014 mehr als verdoppelt und ist in diesem Zeitraum mit einer jährlichen Wachstumsrate von etwa 7,5 % gestiegen. Jeder Finanzvorstand würde genauer hinschauen, wenn Kosten mehr als 10 Jahre lang derart steigen. Tatsächlich fordern mehrere Branchenverbände, darunter der American Benefits Council, angesichts der starken Finanzlage der PBGC eine Senkung dieser Prämien. Dennoch steigen sie jedes Jahr weiter, weil sie inflationsindexiert sind.
Quelle: Pension Benefit Guaranty Corporation und Goldman Sachs Asset Management. Stand: Dezember 2023. Feste Prämien sind inflationsindexiert. Die bisherige Wertentwicklung ist kein Indikator für zukünftige Renditen und bietet keine Garantie im Hinblick auf zukünftige Ergebnisse, die Schwankungen unterworfen sein können.
II. Analyse der Asset-Allocation von gut ausfinanzierten und geschlossenen/eingefrorenen Plänen
All das wirft bei Versorgungsträgern die Frage auf, wie es mit ihrem Plan weitergehen soll. Dank besserer Deckungssituation in den letzten Jahren entwickeln sich viele Pläne auf ihrem „Lebenspfad“ weiter auf ihre „Endphase“ zu. Versorgungsträger, die mit Absicherungsmaßnahmen abgewartet haben, sind jetzt wahrscheinlich in einer besseren Position als noch vor ein oder zwei Jahren.
Für Pläne, die geschlossen/eingefroren sind und eine Risikominderungsstrategie verfolgen, stellen sich eine Reihe von Fragen:
- Wie erstelle ich ein Portfolio für die Endphase mit Private Assets und einer maßgeschneiderten LDI-Strategie?
- Welchen Deckungsgrad sollte mein Plan in der Endphase haben?
- Sollten wir darüber nachdenken, unser Liability-Hedging-Portfolio über börsennotierte erstklassige Unternehmensanleihen und US-Staatsanleihen hinaus zu diversifizieren?
- Sollten wir eine Art Risikotransfer/Umwandlung in eine Annuität in Erwägung ziehen?
- Bei welchem Deckungsgrad kann ich einen Risikotransfer durchführen, ohne dass sich die erwarteten Barbeiträge erhöhen?
- Wenn wir einen Risikotransfer anstreben, worauf sollte ich achten?
- Wofür dürfen wir unseren Überschuss jetzt verwenden, wo wir die Endphase erreicht haben und übergedeckt sind?
- Wenn wir einen guten Ansatz für die Endphase unseres DB-Plans umgesetzt haben, sollten wir uns dann unseren beitragsorientierten Plan genauer anschauen?
Dies ist eine wichtige Diskussion. Vorstände müssen oft mehrere Krisen gleichzeitig bewältigen. Ein übergedeckter DB-Pensionsplan steht daher vielleicht nicht besonders weit oben auf ihrer „To-do-Liste“. Das sollte er aber. Wie bereits erwähnt, bedeutet vollständig gedeckt nicht risikolos. Dank der starken Position, in der sich viele Pläne heute befinden, können Versorgungsträger auch andere Strategien in Betracht ziehen, die noch vor wenigen Jahren nicht in Frage kamen.
Wir möchten diese Diskussion unterstützen. Deshalb haben wir in unserer Datenbank der leistungsorientierten US-Pensionspläne von S&P-500-Unternehmen mit Stand Ende 2022 nach zu 100 % ausfinanzierten Plänen nach US-GAAP gesucht, die unseres Wissens geschlossen oder eingefroren sind. Dies schien ein vernünftiges Kriterium für Pläne zu sein, die am Endpunkt ihres Lebenszyklus angekommen sind oder sich ihm zumindest nähern.
In Grafik 5 zeigen wir die gleichgewichtete Ziel-Asset-Allocation für diese überdeckten und geschlossenen/eingefrorenen Pläne. Wie im Kreisdiagramm zu sehen ist, streben sie insgesamt eine Allokation von zwei Dritteln in Anleihen und einem Drittel in renditeorientierten Vermögenswerten wie Aktien und alternativen Anlagen, etwa Private Equity und Immobilien, an.
Quelle: Goldman Sachs Asset Management und Jahresabschlüsse von Unternehmen. Basierend auf den leistungsorientierten (sofern ersichtlich) US-Pensionsplänen von S&P-500-Unternehmen. Untersucht wurden 31 Pläne im S&P 500, die Ende 2022 unseres Wissens geschlossen/eingefroren waren und einen Deckungsstatus nach US-GAAP von über 100 % hatten. Nur zur Veranschaulichung. Die Abbildungen zeigen ein mögliches Ergebnis, das auf einer Reihe von Annahmen basiert, die hier genannt sind. Goldman Sachs bietet keine versicherungsmathematischen Dienstleistungen in Verbindung mit den hier enthaltenen Informationen an. Ziele können sich ändern und sind nur am Erscheinungstag des vorliegenden Dokuments aktuell. Ziele sind angestrebte Werte und geben keinerlei Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Interessanter als die durchschnittliche Ziel-Asset-Allocation sind vielleicht die Spannen, in denen sich die einzelnen Anlageklasse bewegen (siehe auch Grafik 5). Woher kommen die großen Unterschiede bei Strategien für Pläne, die sich in einer ähnlichen Phase zu befinden scheinen? Mögliche Erklärungen könnten sein:
- Folgen der erwarteten Erträge aus dem Planvermögen (Expected Return on Asset, EROA): Bei einer Umschichtung von Aktien zu Anleihen zur Risikominderung muss häufig die EROA-Annahme gesenkt werden. Dadurch kann der Pensionsaufwand in der Bilanz des Versorgungsträgers steigen. Deswegen halten manche Versorgungsträger an einer relativ hohen Allokation in renditeorientierten Anlagen fest, obwohl ihre Pläne übergedeckt und geschlossen/eingefroren sind.
- Zukunftsvision für den Plan: Versorgungsträger, die einen beträchtlichen Risikotransfer oder eine vollständige Beendigung des Plans beabsichtigen, investieren zur Absicherung von Verbindlichkeiten eher in Anleihen. Ein Plan, der seine Verbindlichkeiten über die nächsten 50+ Jahre selbst zahlen will, entscheidet sich vielleicht für eine höhere Aktienallokation. Damit wird der Möglichkeit, dass versicherungsmathematische Annahmen sich nicht bewahrheiten, und den laufenden Kosten des Plans Rechnung getragen. Die Entscheidung, den Plan wieder zu öffnen, kann ebenfalls ein Grund sein, warum ein geschlossener oder eingefrorener Plan eine höhere Allokation in renditeorientierten Anlageklassen hält.
- Bedeutung des Plans für den Versorgungsträger: Versorgungsträger, deren Plan im Verhältnis zur Größe der Organisation überproportional ist, versuchen eher, die Volatilität des Deckungsstatus so niedrig wie möglich zu halten. Eine geringere relative Größe kann dazu führen, dass mehr Volatilität des Deckungsstatus in Kauf genommen wird. Dann wird mehr in Aktien und höher rentierliche Anlageklassen investiert.
- Nutzungsmöglichkeiten für einen Überschuss: Gelegentlich wird ein überdeckter Plan mit einem untergedeckten Plan kombiniert, der im Rahmen einer Übernahme erworben wurde. Aus diesem Grund streben Versorgungsträger mit übergedeckten Plänen unter Umständen immer noch höhere Renditen mit Aktien und anderen renditeorientierten Anlageklassen an, um den Überschuss zu erhöhen. Es gibt auch noch andere Verwendungsmöglichkeiten für Überschüsse, auf die wir später noch eingehen. Beispielsweise kann ein Versorgungsträger mehr Risiko eingehen, wenn sein Plan überdeckt und geschlossen oder eingefroren ist, aber wieder geöffnet werden soll.
III. Allokationen in der Endphase
Bei Plänen, die jetzt übergedeckt und eingefroren oder seit längerer Zeit ohne Aussicht auf Öffnung geschlossen sind, stellt sich die Frage, wie das Portfolio in dieser Endphase aussehen soll. Vor allem muss zwischen Anlagen, die Verbindlichkeiten absichern, und renditeorientierten Anlagen unterschieden werden. Welche Rolle Derivate im Portfolio spielen sollen, muss ebenfalls geklärt werden.
Dieser Prozess unterscheidet sich im Grunde nicht von den anderen Phasen auf dem Gleitpfad eines Plans. Die Fragen müssen für jede Deckungssituation beantwortet werden, ob der Plan offen, geschlossen oder eingefroren ist. Im Fokus unseres anschaulichen Frameworks steht die Minimierung des mit dem Deckungsstatus einhergehenden Risikos im Verhältnis zur angestrebten Überschussrendite. Wie hoch die Überschussrendite sein soll, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wichtig ist jedoch, ein Mindestziel festzulegen.
Eine selbsterhaltende Überschussrendite sollte mindestens die jährlich erwarteten Kosten und ggf. den Dienstzeitaufwand abdecken. Wir empfehlen auch einen Verlustpuffer für den Fall, dass versicherungsmathematische Annahmen nicht zutreffend sind. In der Praxis ist diese Rendite in der Regel erreichbar, wenn ein der Portfoliovolatilität angemessener Puffer von 102 % bis 105 % für Rückgänge des Deckungsstatus besteht. Zwei Punkte dazu: 1. Wir sind nicht überzeugt, dass ein wesentliches De-Risking sofort bei einer Deckungsquote von 100 % erfolgen sollte. Das würde das notwendige Aufwärtspotenzial eines Puffers begrenzen. 2. Der Deckungsgrad für einen Plan im Ruhezustand ist in der Regel zumindest bei einem Teil der Planverbindlichkeiten niedriger als die Kosten einer Beendigung. Soll solch ein Portfolio genutzt werden, um einen Überschuss für strategische Zwecke zu erwirtschaften, können meist noch 50 bis 100 Bp. ohne erhebliches zusätzliches Risiko erreicht werden.
Grafik 6 stellt dieses Framework bildlich dar.
Quelle: Goldman Sachs Asset Management. Nur zur Veranschaulichung. Die Prozentsätze sind rein illustrativ und nicht als Anlageberatung oder Empfehlung zu verstehen. Sie sollen lediglich zeigen, wie Entscheidungen über die Asset-Allocation und Derivatepositionen miteinander verknüpft sind.
Der Ausgangspunkt der Analyse hängt von drei Faktoren ab: Welche Überschussrendite wird angestrebt? Inwieweit kann der Plan Illiquidität in Kauf nehmen? Wie hoch ist die angestrebte Zins-Hedge-Ratio? In die Bestimmung dieser Kennzahlen fließen verschiedene Faktoren ein, wie der Deckungsstatus des Plans und die Risikobereitschaft des Versorgungsträgers. Hat man sie aber bestimmt, ergibt sich der Rest im Wesentlichen von selbst. In dem obigen Beispiel gehen wir von einem vollständig gedeckten Plan in seiner „Endphase“ aus. D. h., eine Zins-Hedge-Ratio von 100 % soll beibehalten werden. Das Cashflow-Profil des Plans kann genutzt werden, um ein vernünftiges Maß an Illiquidität zu übernehmen, was auch gewünscht wird.
Wie viel in das wachstums- oder renditeorientierte Portfolio allokiert wird, sollte mit dem Überschussrenditeziel im Einklang stehen. Vermögen, das dafür nicht benötigt wird, kommt in das Liability-Hedging-Portfolio. Die Lücke zwischen der gewünschten Zins-Hedge-Ratio und der Höhe der Absicherung, die mit physischen Anleihen möglich ist, kann mit Derivaten wie Futures auf US-Staatsanleihen oder Zinsswaps ausgeglichen werden.
Natürlich müssen die Anlageklassen für das renditeorientierte und das Liability-Hedging-Portfolio noch im Einzelnen ausgearbeitet werden. Dazu sind weitere Fragen zu beantworten: z. B. wie der Mix aus börsennotierten Wertpapieren und Private Assets aussehen soll oder welche anderen Vermögenswerte neben börsennotierten Anleihen mit Investment-Grade-Rating in einem Hedging-Portfolio enthalten sein sollen. Die Beimischung von Private Credit in einem LDI-Portfolio mit einem bestimmten Investment-Grade-Rating kann die Last des Wachstumsportfolios verringern und Diversifizierung bieten. Dies ist ein bedeutender Trend, der sich in den letzten Jahren abzeichnet. Inwieweit das Beimischen bestimmter Private Assets das Liquiditätsbudget belastet, kann mit demselben Framework für Überschussrenditen und -risiken für verschiedene Portfoliooptionen bewertet werden.
IV. Nutzung eines Überschusses und andere allgemeine Abwägungen
Überdeckt zu sein ist eine Situation, vor der so mancher Plan seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gestanden hat. Was tun mit dem Überschuss? Aufgrund geltender Beschränkungen dürfen Versorgungsträger dieses Planvermögen nicht für allgemeine geschäftliche Zwecke verwenden, ohne hohe Strafsteuern zu zahlen.
Einige zulässige Verwendungszwecke für den Überschuss in leistungsorientierten Pensionsplänen gibt es jedoch, solange bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Dazu zählen:
- Finanzierung von Verpflichtungen für Gesundheitsversorgungsleistungen an Rentner,
- Finanzierung eines qualifizierten Ersatzplans,
- Ermöglichung eines Risikotransfers oder
- Zusammenlegung mit einem untergedeckten Plan im Rahmen einer Übernahme.
Mit einem Überschuss lassen sich auch zukünftig zu leistende Pensionszahlungen ganz einfach finanzieren. Für Pläne, aus denen noch Versorgungsansprüche erwachsen, sind diese zukünftigen Leistungen bereits gedeckt. Aber was ist mit geschlossenen oder eingefrorenen Plänen? Die Wiedereröffnung des Plans ist eine Möglichkeit, auf diesen Überschuss zuzugreifen.
Bevor wir uns mit den Zahlen befassen, möchten wir auf einen wichtigen Punkt hinweisen. Trotz der weit verbreiteten Annahme, dass leistungsorientierte Pensionspläne von Unternehmen ein Auslaufmodell sind, gibt es noch viele offene Pläne. Wir haben vor kurzem 100 Unternehmen mit einigen der größten DB-Pläne in den USA analysiert. Wir wollten die Unternehmen danach gruppieren, ob ihr Pensionsplan offen, geschlossen oder eingefroren ist. Dies ist etwas komplizierter, als es klingt, denn viele Unternehmen haben mehrere leistungsorientierte Pensionspläne, häufig offene, geschlossene und eingefrorene gleichzeitig.
Bei der Klassifizierung jedes Unternehmens haben wir uns nach dem Status seines größten Plans oder dem Status der Mehrheit seiner Pläne gerichtet. Wie in Grafik 7 zu sehen ist, wurden 39 % der Unternehmen in der Stichprobe als offen eingestuft und 34 % waren geschlossen, aber mindestens einige Mitarbeitende erwarben noch Versorgungsansprüche. Nur etwas mehr als ein Viertel war eingefroren.
Quelle: Goldman Sachs Asset Management und Jahresabschlüsse von Unternehmen. Stand: 31. Dezember 2023. Basierend auf einer Stichprobe der US-DB-Pläne von 100 US-Unternehmen im S&P 500. Nur zur Veranschaulichung. Nur zur Veranschaulichung. Die Wertentwicklungsergebnisse können je nach den Anlagezielen und ‑beschränkungen von Kunden schwanken. Es gibt keine Gewähr, dass die oben dargestellten oder ähnliche Ergebnisse erzielt werden können oder erzielt werden. Goldman Sachs leistet keine Beratung in Rechnungslegungs-, Steuer- oder Rechtsfragen. Bitte beachten Sie die zusätzlichen Hinweise am Ende dieses Dokuments.
IBM gab beispielsweise an, seinen leistungsorientierten Pensionsplan wiedereröffnet zu haben. Ende 2022 war der Plan mit ca. 5 Mrd. USD übergedeckt. Medienberichten zufolge leistet das Unternehmen keine automatischen Einzahlungen mehr und gleicht Beiträge von Arbeitgebern in seinem beitragsorientierten Plan nicht mehr aus. Stattdessen führt IBM einen Cash-Balance-DB-Plan ein mit 5 % Gehaltseinzahlung und 6 % Zinsgutschrift für die nächsten Jahre. Danach richtet sich die Verzinsung nach der Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe (mit einem Mindestsatz von 3 %).
Wenn neue Versorgungsansprüche im DB-Plan entstehen, sind sie bereits gedeckt (für einen gewissen Zeitraum), weil aktuell ein Überschuss vorhanden ist. Bei einem beitragsorientierten Pensionsplan werden jedes Jahr unabhängig von der Marktentwicklung ausgleichende oder automatische Beiträge fällig. Durch die Umstellung kann das Unternehmen seinen Überschuss aus dem leistungsorientierten Pensionsplan steuereffizient monetarisieren, indem es im Wesentlichen Beiträge in einen DC-Plan gegen bereits gedeckte Versorgungsansprüche aus einem DB-Plan tauscht.
Bei Plänen, die übergedeckt und eingefroren sind, kann diese Rechnung ebenso Sinn ergeben wie die Umsetzung durch einen Cash-Balance-Pensionsplan. Viele Versorgungsträger entscheiden sich bei der Berechnung erworbener Versorgungsansprüche gegen eine Rentenformel, die auf dem durchschnittlichen Gehalt bei Renteneintritt basiert. Ein Cash-Balance-Plan ist dagegen in der Regel weniger volatil. Das wird daher vermutlich der Plan der Zukunft für diejenigen leistungsorientierten Pensionspläne sein, die fortgeführt werden.
Für Versorgungsträger, die einen ganzheitlichen Ansatz für ihre Kapitalstruktur- und Vergütungsplanung wünschen, kann ein gut verwalteter Pensionsplan ein strategisches Asset sein. Das gilt nicht nur für deutlich übergedeckte Pensionspläne, sondern auch solche, die ganz bedacht in einen Ruhezustand versetzt wurden.
Wir definieren ein einfaches Ruhezustands-Szenario wie folgt:
- ca. 2,1 Mrd. USD eingefrorene Altersvorsorge, zu 102 % gedeckt
- Entscheidung, 15 Mio. USD an jährlichen DC-Kosten durch Cash-Balance-Pensionsleistungen zu ersetzen
- Ein Ruhezustands-Portfolio möchte das Überschussrisiko gemessen an einer Brutto-Überschussrendite von 100 Bp. minimieren, um neu erworbene Cash-Balance-Versorgungsansprüche und 20 Bp. an jährlichen Kosten zu decken
- Ein Portfolio kann so konstruiert werden, dass kein Verlustpuffer durch einen steigenden Überschuss für den Fall vorhanden ist, dass versicherungsmathematische Annahmen nicht eintreffen. Dadurch steigen eventuell der gewünschte Anteil an wachstumsorientierten Anlagen und die angestrebte Überschussrendite.
Quelle: Goldman Sachs Asset Management. Ziele können sich ändern und sind nur am Erscheinungstag der vorliegenden Publikation aktuell. Bei erwarteten Renditen handelt es sich um Schätzungen von aus statistischen Modellen abgeleiteten, hypothetischen Durchschnittsrenditen von Anlageklassen. Es gibt keine Gewähr dafür, dass diese Renditen erreicht werden können. Die tatsächlichen Renditen werden wahrscheinlich schwanken. Bitte beachten Sie die zusätzlichen Hinweise. Alle Zahlen spiegeln die strategischen Annahmen von Multi-Asset Solutions zum 30. September 2023 wider. Nur zur Veranschaulichung. Es können auch andere Portfolioallokationen als die oben gezeigten in Betracht gezogen werden. Dies stellt keine Empfehlung dar, eine bestimme Asset-Allocation zu übernehmen. Die dargestellten Beispiele von Deckungsquoten, Überschüssen und anderen Ausfinanzierungsinformationen basieren auf versicherungsmathematischen Daten, die ggf. bereitgestellt wurden. Goldman Sachs bietet keine versicherungsmathematischen Dienstleistungen in Verbindung mit den hier enthaltenen Informationen an.
Wie aus Grafik 9 hervorgeht, wird dieser hypothetische Plan voraussichtlich für in einem Ruhezustand erworbene Versorgungsansprüche zahlen können.
- Durch die Nutzung eines Ruhezustands-Ansatzes bei gleichzeitiger Ersetzung von beitragsorientierten Leistungen kann das Unternehmen über 170 Mio. USD an kumulierten Barbeiträgen einsparen.
- Das erwartete Abwärtsrisiko nimmt nicht wesentlich zu (geschätzter Anstieg der Volatilität des Deckungsstatus von <2 % oder ca. 40 Mio. USD an Risiko, das als durch den Überschuss im Plan abgedeckt angesehen werden kann).
- Ein wesentlicher Teil des Werts ergibt sich aus den bestehenden Leistungen. Ohne die erworbenen und gedeckten Leistungen würde das Vermögen nicht ausreichen, um dieselben Kosten zu tragen. Wenn die Altersvorsorge zum Beispiel halb so hoch wäre (d. h. 1,05 Mrd. USD), wäre nach 10 Jahren mit einer Differenz in der Deckungssituation von 100 Mio. USD zu rechnen. Dadurch wäre das insgesamt angesparte Barvermögen deutlich niedriger.
Quelle: Goldman Sachs Asset Management. Nur zur Veranschaulichung. Das Beispiel geht von einer Vermögensrendite von 6,75 %, einer Verzinsung der Verbindlichkeiten mit 5,90 %, einer Verzinsung des Barguthabens mit 4,5 % und 3 % Gehaltssteigerung aus. Diese Beispiele dienen lediglich zur Veranschaulichung. Es handelt sich dabei nicht um tatsächliche Ergebnisse. Falls sich verwendete Annahmen als unzutreffend erweisen, kann eine erhebliche Ergebnisabweichung die Folge sein. Bei erwarteten Renditen handelt es sich um Schätzungen von aus statistischen Modellen abgeleiteten, hypothetischen Durchschnittsrenditen von Anlageklassen. Es gibt keine Gewähr dafür, dass diese Renditen erreicht werden können. Die tatsächlichen Renditen werden wahrscheinlich schwanken. Bitte beachten Sie die zusätzlichen Hinweise. Alle Zahlen spiegeln die strategischen Annahmen von Multi-Asset Solutions zum 30. September 2023 wider.
FAZIT
Viele leistungsorientierte Pensionspläne befinden sich an einem wichtigen Wendepunkt, denn ihr Deckungsgrad ist in den letzten Jahren gestiegen. Wenn Versorgungsträger ihre Optionen in dieser Position der Stärke abwägen, sollten sie auch die potenziellen Vorteile folgender Maßnahmen berücksichtigen:
- Weitere Absicherung des Zinsänderungsrisikos nach einem maßgeschneiderten Ansatz, um nicht entschädigte Pensionsrisiken zu minimieren.
- Konstruktion von Ruhezustands-Portfolien mit Fokus auf der Minimierung des Überschussrisikos für eine angestrebte Überschussrendite und Bewertung, wie Illiquidität und alternative Anlagen im LDI-Portfolio eingesetzt werden können.
- Prüfung von Möglichkeiten für Pensionsüberschüsse.